Das Jesus-Video
Wie schon in der Buchvorstellung beschrieben, handelt es sich hier um ein wirklich lesenswertes Buch, dem nur eines widerfahren ist - nämlich, dass der Fernsehsender Pro 7 sich berufen fühlte, ihn zu verfilmen, wobei er sich nicht scheute, als Quelle den Namen des Autors Andreas Eschbach zu nennen. Ursprünglich kannte ich lediglich den Film, der mich damals sehr fasziniert hat und mich bewog, ihn mir auf DVD zu kaufen.
Vielleicht hätte ich besser erst das Buch gelesen ...
Es gibt sicherlich zahllose Verfilmungen von Buchvorlagen, die sich mehr oder weniger genau an die Buchvorlage halten, aber nach der Lektüre von "Das Jesus-Video" war ich wirklich entsetzt, was Pro 7 daraus gemacht hat.
Ich stelle hier einmal beide Versionen inhaltlich vor - in zwei Schritten. Macht euch selbst ein Bild davon, wie der TV-Sender mit dem Original umgegangen ist.
Das Buch
Das Buch startet mit Ausgrabungsarbeiten in der Nähe von Jerusalem. Ein junger, amerikanischer Grabungshelfer, Steven Foxx, der eigentlich ein Jungunternehmer ist und ein Softwareserviceunternehmen führt, dessen einziger offizieller Beschäftigter er selbst ist und der über das Internet Programme in Indien schreiben lässt, nutzt seine Online-Kontakte zu einem jungen israelischen Archäologen, ihn bei Ausgrabungsarbeiten einzuschleusen. Er möchte einfach einmal an einer vermeintlich interessanten Sache teilhaben und Archäologie ist für ihn Neuland. Vor Ort interessiert er sich dann im Grunde eher dafür, seine bildschöne, israelische Kollegin Judith anzubaggern, welche die Schwester seines Online-Kontakts ist.
Steven macht eines Tages eine ungewöhnliche Entdeckung: Er findet - eingewickelt in grobes Leinen - die Gebrauchsanweisung für eine neuartige Videokamera, die - wie sich herausstellt - erst in weiteren drei Jahren auf den Markt kommen wird, neben einem Skelett. Ein paar bröselige Zettel, die dem Manual noch beilagen, steckt er erst einmal in eine Box, in der er seine übrigen Fundstücke sammelt.
Der Leiter der Ausgrabung, der englische Professor Willford-Smith erkennt sogleich das Besondere dieses Fundes, als er sowohl die Gebrauchsanweisung, als auch das Skelett auf ein Alter von 2000 Jahren datiert. Als man an dem Schädel des Toten auch noch moderne Amalgamzahnfüllungen findet, informiert er den Finanzier der Ausgrabungen, den Unternehmer John Kaun, der unverzüglich mit einem Stab von Leuten nach Israel kommt und die Verantwortung für die weiteren Arbeiten übernimmt. Er wittert eine Sensation und einen astronomischen Verdienst für sich und sein Unternehmen. Er schart eine Reihe von Spezialisten um sich, bestehend aus einem deutschen Science-Fiction-Autor, einem kanadischen Historiker und Professor Willford-Smith, sowie dessen Stab. Kaun weiß zwar nicht, wieso, aber er hat das Gefühl, dass es sich hier um eine Zeitreise handeln könnte, bei der jemand eine Videokamera in die Zeit Jesu-Christi gebracht haben könnte, um den Sohn Gottes zu filmen. Ein solches Dokument hätte einen unschätzbaren Wert. Als alle Anzeichen immer stärker darauf hindeuten, dass es eine solche Zeitreise tatsächlich gegeben haben muss, stellt sich die Frage nach dem Fundort der Kamera. Da das verwendete Modell noch überhaupt nicht auf dem Markt war, musste man sogar davon ausgehen, dass der Reisende noch irgendwo auf der Welt herumlief und sich möglicherweise bereits entsprechend vorbereitete.
Kaun lässt die Grabungsstätte schließen und entlässt alle Helfer, da er so wenig Mitwisser wie möglich haben will. Steven und Judith haben plötzlich das Gefühl, als habe man ihnen den Stuhl vor die Tür gestellt. Als Finder des Dokuments hatte er sich ausgerechnet, bei der weiteren Aufklärung dabei sein zu können. Ihm fallen die Bruchstücke des Zettels wieder ein, die er in seiner Box aufbewahrt. Judith bringt ihn zu ihrem Bruder der in einem archäologischen Institut in Jerusalem arbeitet. Dort verbringen sie die Nacht im Labor und warten darauf, dass Judiths Bruder Yehoshuah die Bruchstücke restauriert und wieder lesbar macht. Nach diversten Schwierigkeiten lesen sie den Bericht eines Mannes, der angibt, sich während einer zweiwöchigen Rundreise durch Israel in einem Tempel verlaufen zu haben. Als er endlich wieder ans Tageslicht zurückgekehrt war, fand er eine Welt vor, die nicht mehr seine eigene war. Er war unerklärlicherweise im Palästina der Zeitenwende gelandet, mit nicht viel mehr als der Kleiderung die er trug und seiner Videokamera. Die Menschen sprachen eine ihm unverständliche Sprache, doch er hatte das Glück, dass sich ein Mann seiner annahm und ihn mit zu sich nach Hause nahm. Im Laufe der Jahre lernte er die Sprache und arbeitete im Hause seines Wohltäters wie ein Familienmitglied mit. Später verliebte er sich in die Tochter des Mannes und nahm sie zur Frau. Sie bekamen mehrere Kinder und er betonte, dass er ein glückliches und erfülltes Leben geführt habe. Dann teilte er noch mit, dass er die Kamera an einer Stelle versteckt habe, von der er ausgehe, dass sie noch zweitausend Jahre später unangetastet existieren müsse: in der Westwand des Tempels von Jerusalem - der Klagemauer.
Im Augenblick dieser Erkenntnis platzen die Männer von Kauns Sicherheitsdienst herein, die Steven bereits beschattet und sein Auto mit einem Sender versehen hatten. Es kommt zu einem kurzen Kampf, als Judith rot sieht, weil einer von Kauns Männern sie sexuell belästigt. Als früheres Mitglied der israelischen Armee wurde sie auch in Nahkampf ausgebildet und überwältigt den Mann. Im weiteren Handgemenge entzünden sich brennbare Flüssigkeiten im Labor und in dem Durcheinander entkommen Steven, Judith und Yehoshuah. Kauns Sicherheitschef Ryan löscht einen Teil des Brandes mit einem Handfeuerlöscher, kann aber nicht mehr verhindern, dass das Schreiben des Zeitreisenden vernichtet wird. Später findet man jedoch eine Kamera, mit der Yehoshuah Aufnahmen der ersten Seite des Schreibens gemacht hatte, auf der allerdings keine Angaben über das Kameraversteck gemacht wurden.
Kaun tobt und fordert, dass man Steven Foxx jagt wie einen Hund. Gleichzeitig weiß er nun, dass der Zeitreisende keine geplante Reise angetreten hat, sondern dass es sich um einen rätselhaften Zufall gehandelt hatte. Dadurch sieht er seine Möglichkeiten, die Kamera noch zu finden, arg geschrumpft. Er beschließt, alle bisherigen Fundstücke der katholischen Kirche anzubieten, um für sich selbst noch das Maximum herauszuschlagen. Der Papst selbst entsendet Scafaro, ein Mitglied der Glaubenskongregation des Vatikan, um den Glauben der Kirche zu schützen. Kaun fordert von Scafaro 10 Mio. Dollar für das Skelett und die übrigen Fundstücke. Gleichzeitig täuscht er vor, dass er davon ausgehe, die Kamera in Kürze bergen zu können.
Inzwischen stellen Steven und Judith fest, dass das Versteck der Kamera heutzutage rund 20 Meter im Boden verborgen war, da nur noch etwa 10 Meter der ursprünglich 30 m hohen Mauer aus dem Boden ragen. An Grabungen direkt an der Mauer ist überhaupt nicht zu denken. Judith und Yehoshuah erzählen Steven von ihrem Vater, der früher historische Forschungen betrieben habe und von der Idee besessen gewesen sei, dass es einen Gang gäbe, der vor Hunderten von Jahren bis unter die Klagemauer gegraben worden sei. Dieser Gang solle durch einen Brunnen erreicht werden können, der sich im Keller eines Wohnhauses befand.
Steven beschließt, zu versuchen, diesen Gang mit einer Tauchausrüstung zu erkunden. Ein Tauchspezialist, den er anruft, rät ihm davon ab, da es zu gefährlich wäre. Steven hat die Idee, Judiths Vater aufzusuchen, um ihn zu fragen, wer denn seiner Meinung nach die Grabungen vorgenommen hat, da es ihm komisch erschien, dass jemand jahrelang genau dort gräbt, wo diese Kamera versteckt sein sollte. Er glaubte, dass dieser Gang eventuell aus genau diesem Grunde gegraben worden war und die Kamera sich überhaupt nicht mehr in ihrem ursprünglichen Versteck befand. Von Judiths Vater erfahren sie, dass es die Franziskanermönche waren, die diesen Tunnel angelegt hatten. Der Orden hatte sich danach weit in die Negev-Wüste zurückgezogen und lebte möglicherweise dort noch immer in einem alten, als verlassen geltenden Kloster. Er beschreibt ihnen, wo sie dieses Kloster finden können.
Inzwischen haben Kaun und seine Leute mit Hilfe eines Resonanzanalysegerätes, das sie heimlich in der Nähe der Klagemauer eingesetzt hatten, herausgefunden, dass es eben diesen Gang tatsächlich gibt. Da Steven noch immer beschattet wird, ist schnell klar, dass dieser die Kamera nicht mehr in diesem Tunnel vermutet. Kaun setzt seine Sicherheitsleute auf die Fährte von Steven, die ihm in weitem Abstand folgen.
Das Kloster erweist sich als noch immer von einigen alten Mönchen bewohnt. Man ist den Neuankömmlingen gegenüber sehr abweisend und leugnet das Vorhandensein der Kamera, bzw. des Spiegels, wie sie in alten Aufzeichnungen bezeichnet wird. Fast zeitgleich treffen Kauns Männer und drei Hubschrauber der israelischen Armee ein, die auf die Aktivitäten Stevens ebenfalls aufmerksam wurde. Von Angst getrieben zieht sich ein Mönch in einen versteckten Raum zurück, der sich unter der Erde befindet. Steven, Judith und Yehoshuah können ihm folgen und finden dort die Kamera, die jedoch nur einen vollkommen leeren Akku enthält. Der Mönch erklärt ihm, dass das Gerät einmal in hundert Jahren hervorgeholt wird. Für die Dauer eines Lidschlages würde sie dann das Bild des Herrn zeigen. Steven beschwört den Mönch, dass der Inhalt dieser Kamera der ganzen Welt gehöre und verspricht, dafür zu sorgen, dass jeder Mensch es sehen könne. Der Mönch übergibt ihn daraufhin das Gerät, da er hofft, selbst auch einmal das Bild sehen zu dürfen, wenn der Fremde sein Wort hält. Steven und Judith fliehen durch einen Brunnen und treten am Fuß des Gebirges in die Wüste Negev hinaus. Sie versuchen, den Verfolgern zu entkommen, doch werden schließlich vollkommen erschöpft aufgegriffen. Kaun erhält die Kamera, die er dem Vertreter des Vatikans, Scafaro, anbietet, nachdem er selbst einen Blick auf den Bildschirm geworfen hatte, was ihn anscheinend sehr berührt hatte. Scafaro zerschmettert das Gerät und zerstört die Reste mit seinem Absatz.
Die israelischen Behörden schreiten zu spät ein. Dennoch wird allen Beteiligten der Prozess gemacht - wegen Zerstörung historischer, israelischer Artefakte. Kaun und Willford-Smith werden des Landes verwiesen, Steven darf für die Dauer von fünf Jahren nicht mehr nach Israel zurückkehren. Die Sache lässt ihn jedoch nicht mehr los und er rätselt auch in seiner Heimat weiter herum und versucht, lose Enden zusammenzuführen. So fragte er sich, wieso Professor Willford-Smith erst im Alter von über 40 sein Studium begonnen hatte, nachdem er bereits eine Militärkarriere absolviert hatte. Er hatte nie etwas wirklich Bedeutendes veröffentlicht und war dafür bekannt, in viel zu großen Dimensionen zu graben, wobei ihm nachgesagt wurde, wenig Sorgfalt walten zu lassen. Steven hatte die Theorie, dass Willford-Smith schon während seiner Stationierung in Palästina durch Zufall eine Entdeckung gemacht hatte, zu deren Aufdeckung er etwas ganz Bestimmtes benötigte: Ein Abspielgerät für ein ganz bestimmtes Speichermedium. Er reist zu Willford-Smith und konfrontiert ihn mit seiner Theorie. Dieser bestätigt es und zeigt ihm eine Cassette, wie sie in der Kamera bespielt werden konnte, die der Zeitreisende bei sich gehabt hatte. Diese Cassette hatte er 1948 in Palästina gefunden, ohne zu wissen, was er da eigentlich in der Hand hielt. Erst später, als der japanische Konzern Sony immer bekannter wurde, wurde ihm klar, was dort geschehen sein musste und setzte alles Erdenkliche in Bewegung, um gezielt die Kamera zu finden, die zu dieser Cassette gehörte. Mittlerweile hatte er bereits ein nagelneues Abspielgerät über das Internet gekauft und spielte Steven und dem deutschen SF-Autor, der ihn begleitete, den Film vor, der sich auf der Cassette befand. Es handelte sich tatsächlich um eine Aufnahme von Jesus Christus und Steven wurde durch die Bilder eigenartig berührt. Der Schriftsteller hingegen hielt das Machwerk für eine billige Fälschung und verdächtigte sogar Willford-Smith, sie in die Welt gesetzt zu haben, um der Sekte, der er angehörte, Auftrieb zu verleihen. Die Diskussion wird unterbrochen, als ein paar bewaffnete Männer in Willford-Smiths Haus eindringen und ihnen die Cassette abnehmen. Steven war noch immer durch die Agenten des Vatikan überwacht worden und hatte sie direkt zu Willford-Smith geführt.
Als sie wieder allein waren, erklärt der Professor, dass es inzwischen unzählige Kopien dieses Films auf allen nur erdenklichen Systemen und Formaten gäbe und händigt Steven eine VHS-Cassette aus. Die Wege der drei trennen sich.
Ein paar Jahre später durfte Steven wieder nach Israel einreisen, besuchte Judith und bat sie, seine Frau zu werden. Sie ziehen nach USA und leben von Stevens kleiner Firma. Der Film hatte beide vollkommen verändert. Sie halfen Freunden, wo sie konnten und führten für einen Freund dessen kleines Restaurant in der Nähe des Grand Canyon, als der deutsche SF-Autor Eisenhardt das Restaurant betritt. Er hatte bei einem USA-Aufenthalt den Grand Canyon aufgesucht und war quasi zufällig dort. Wieder versucht er Steven und Judith auszureden, dass das Jesus-Video echt wäre. Währenddessen betritt ein traurig aussehender junger Mann das Lokal und bestellt einen Kaffee, den er jedoch nicht trinkt. Steven fragt ihn, ob alles in Ordnung wäre, was der Mann verneint. Seine Eltern seien vor wenigen Wochen bei einem Unfall verstorben und jetzt hätte auch noch seine Freundin mit ihm Schluss gemacht. Nun wollte er etwas anderes sehen und habe sich den Grand-Canyon angeschaut. Das Nächste wäre allerdings etwas ganz Verrücktes: Er habe eine zweiwöchige Rundreise durch Israel gebucht. Er wollte einfach einmal an einen Ort, wo jeder Stein quasi Geschichte schreibt. Er habe sich zu diesem Zweck sogar eine sündhaft teure Videokamera gekauft - eine Sony MR-01 - die Kamera, die der Zeitreisende bei sich gehabt hatte. Er bezahlt, als er den Bus sieht, der ihn zum nächsten Flughafen bringen sollte, und geht. Steven und Judith wünschen ihm eine gute Reise, er steigt in den Bus und verschwindet.
Eisenhardt ist nun verwirrt und sein Weltbild schwankt. Steven meint: "Das war er. Die Geschichte beginnt."