Absolut neuüberarbeitete Fassung (23.12.11)
Disregard those dollar signs.
They’ll buy the biggest house in hell
Where you’ll live alone.
Just keep your head down,
Keep your friends close,
Hold fast to your beliefs
And, whatever else you do,
Stay True.
(Thursday 2011)
0 - Ein kurzes Wort über Wahrhaftigkeit
I Umgeschwungene Zeiten - Umnachtete Sinngebung
Verabschiede dich. Von allem
was du gekannt und zu glauben
dachtest. Sag auch du, ja
es war niemals wahr. Eine Lüge.
Alles auf deinen Gedanken basierend.
Feinstens selbstillusioniert.
Verabschiede dich.
Alles was du gegriffen, auf der Suche
nach Halt. Es wird mit dir in die Tiefe gerissen.
Etwas wie Zukunft ist für jene, für die es
schon von Anfang an vorgesehen war.
Die, die du achtest, sie werden zu Grunde gehen,
mit dir, denn weder kann man dich lebend
noch tot ertragen.
Es ist Zeit. Lange genug hast du gekämpft,
dich versucht von Jahr zu Jahr zu schleppen.
Immer das Ziel im Auge Jemand zu werden und
jetzt schau dich an.
Es gibt keine Zukunft. Es ist für jene, für die es
schon immer klar war.
Schließe die Augen und
seh' sie alle einzeln sterben.
Dann wirst auch du gehen können.
Verabschiede dich.
II Memento mori – Entschlafene Offenbarung
Zerstört. Reflektiere ich. Den mitternächtlichen Dunst um mich. Denke an das was war und sein wird. Gefangen.
Leute reden wie wenig Zeit sie hätten. Wie schwer sie es hätten. Aber sie haben keine Ahnung, wie es ist das wirklich wertvollste zu verlieren: Ihre Freiheit.
Vereinsamung.
Keiner kann mit dir fühlen. Niemand spricht deine Sprache. Du bist verdammt. Verdammt zu warten. Dabei bist du der ungeduldigste Mensch auf der Welt.
Du willst raus. Raus. Und dir den Sonnenaufgang ansehen. Aber du wirst immer mit deiner Angst konfrontiert sein, denn dieser Moment ist nicht von Dauer. Eine Perle, die auf dem Boden zerspringt, einen Regenbogen schlägt und vergeht. Du wirst ihr nachtrauern. Du weißt nicht wann der Moment wieder kommt.
Geld.
Jeder hasst es. Und doch werden Augen schwarz bei seinem Geruch.
Ja, Geld ist nicht alles.
Aber ohne wirst du dich nicht frei kaufen können.
Du hast deine Freiheit verschenkt. Du weißt, dass du sie nicht so schnell wieder sehen wirst. Tag für Tag.
Die Worte. Leben.
Sie sagen: "Es wird sich bald ändern." Du weißt nicht wann bald ist. Aber da du weißt, dass es sich nur durch dein Zutun ändert, funktionierst du, wartend auf den Tag der bald kommen wird. Dabei bist du der ungeduldigste Mensch der Welt.
Du willst raus. Raus. Und dir den Sonnenaufgang ansehen.
Aber du wirst immer mit der Angst konfrontiert sein, denn dieser Moment könnte doch so viel produktiver genutzt werden. In Sekunden könnte deine Zukunft an dir vorüber gezogen sein.
Dann hast du verloren.
Deine Sprache. Deine Freiheit. Deinen Traum.
Stop!
Sei stark. Rom ist auch nicht an einem Tag entstanden. Lass dich von deinen Gedanken Formen, Lehm.
Von deinen Taten, denn jene sprechen lauter als Worte.
Durch Worte wurde noch keiner so richtig durchgeknetet.
Selbst wenn du denkst: "Jetzt ist Schluss!" Glaube an deine Fähigkeiten. Deine Neugierde. Trete hervor. Gestärkt. Neu geboren. Räum' dein Zimmer auf. Iss 'nen Keks. Und geh jetzt verdammt nochmal raus und schau dir den scheiß Sonnenaufgang an. Was hättest du schon den dem achso-tollen-"bald"- kommenden Tag, ohne diese Augenblicke der Ruhe und Einkehr.
Du denkst du bist gefangen. Das mag sein. Aber in diesen Momenten bist du frei und das Lehm, kann dir keiner nehmen.
Schließe die Augen.
Denke an die schattenhafte Gestalt.
Du kennst sie.
Du hast sie dereinst getötet.
Zerstört. Reflektiere ich. Den mitternächtlichen Dunst um mich. Denke an das was war und sein wird. Gefangen.
Keiner kann mit dir fühlen. Niemand spricht deine Sprache. Du bist verdammt. Verdammt, ungeduldiges Wesen.
Der Klumpen Lehm brökelte nicht als ihn die ersten Sonnenstrahlen trafen.
Es schien mehr so als würde er sich verformen.
III Wind – Hymne des Erwachens
Selbst die Dunkelheit der Nacht kann die Hitze des Tages nicht gänzlich verschleiern, als ich mich, am Ziel meines Spazierganges, auf den Boden lege, die Augen schließe und auf die lang ersehnte Ruhe warte.
„Erinnerst du dich noch damals?“, fragen mich die Stimmen.
Kurz schießt es mir durch den Körper. Eine Situation öffnet sich mir.
Wieder ist es dunkel. Ich sitze als Beifahrer in einem Auto. Ein Konzert steht bevor. Aufgeregt umfassen meine Hände ein Instrument. Die letzten Wochen habe ich nicht genug geübt. Ich weiß, dass ich das einstudierte Stück nur mit viel Glück fehlerfrei schaffen werde. Zuviel ist passiert. Streit zwischen den Eltern, die sich lange Zeit schon eh nicht mehr mochten. Das Mobbing in der Schule, die Flucht vor der Realität, die nur noch wie eine schmerzhafte Surrealität in der wunderbaren fiktiven Welt der Illusion zwischen dem zerrütteten Zuhause und dem Psychoterror in der Schule wirkte. Ein Ruck.
Wir sind da, ich steige aus und weiß, dass er nicht mit reingehen wird, um seinen Sohn zu sehen. Keine Enttäuschung. Standard. Das Leben ist so, denke ich mir. Es hält mir nicht mehr bereit.
Kurz werde ich von dem Licht einer Fackel geblendet. Dann schaue ich zu ihr auf. Ihr Gesicht wird teilweise durch schwarzes Haar verdeckt. Leuchtendes Blau sticht darunter hervor. Ich weiß, dass es ihre Kontaktlinsen sind. Es unterbricht mich selbst, als ich ihr etwas sagen möchte.
Schaue nach vorne und nicht nach hinten. Nach vorne schauen.
Ein Zettel. Die Worte vermögen nicht zu sterben. Sie werden weiterleben. Eine unendliche Geschichte.
Nach vorne schauen. Das waren ihre Worte.
Eine Papierkugel fliegt mir an den Kopf. Da sind sie wieder. Lachende Gestalten. Ich verabscheue sie zutiefst. Ihre Gesichter habe ich versucht zu vergessen. Aber sie sind da. Immerzu. Als ich versuche aus dem Saal zu gehen versperren sie mir den Weg. Da ich sonst keine Chance habe durchzustoßen, schiebe ich sie mit Müh’ und Not zur Seite und drücke den Knauf der Tür nach unten.
Der ein und selbe Raum. Dann plötzlich Licht.
Zwei weitere Fackeln gesellen sich zu mir. Ein Spitzname fällt.
„NEPES!“, was für NEgativer PESsimist steht, „Über was zermaterst du dir denn wieder mal den Kopf?“
Verdammt. Eiskalt erwischt. Scheinbar muss ich ein offenes Buch sein.
Ich erwidere lediglich „[b]POOP“, was für POsitiver OPtimist steht und im Englischen eine lustige Bedeutung hat und überspiele damit meine wieder festgefahrenen Gedankenströme.
Neben ihr steht eine weitere Gestalt, welche mir MAOAM reicht und mich dabei grinsend beäugt. Das es scheinbar wieder nicht für Hello Kitty-Eis gereicht hat interessiert mich lustigerweise nicht. Ich bedanke mich und schaue hinüber. Irgendetwas sagt mir, das ich in das Gebüsch gehen sollte, da ich den kleinen Fabrizio finden müsse und jetzt Versteck im Dunkeln gespielt werde. Dem Instinkt folgend schreite ich hinüber und dringe durch das düstere Geäst immer weiter vor. Ich sehe die Hand vor Augen nicht, weiß aber, dass ich bald durch sein werde. Als es so weit ist tut sich mir ein Hinterhof auf. Da steht eine Frau. Sie hat einen Wiener in der Hand und starrt mich an, als hätte ich sie bei einer Untat ertappt. Dabei ist ja nichts dabei einen Wiener in der Hand zu halten. Ein frisch bestückter Dönerspieß hätte um einiges eigenartiger gewirkt.
„Du bist so durch“, spricht sie. Ob sie mit dem Wiener redet, den sie in den Händen hält?
Wirklich seltsam wird es aber erst, als sie mir unverfänglich davon berichtet, dass sie letztens auf einer Weide angefangen habe mit Kühen zu sprechen und sie jene enttäuschen musste, als sie ein Federballspiel mit ihnen ablehnte. Mich betroffen zeigend schaue ich der Frau ins Gesicht und denke darüber nach, ob Kühe, wenn sie denn verlören, so unsportlich wären und versuchten ihre Kontrahenten zu Fall zu bringen, um sie dann mir ihren massigen Leibern zu zerquetschen, was mich mein Gesicht vor Ekel verziehen lässt.
Stoßartig durchfährt eine weitere Welle meinen Körper, der ich schutzlos ausgeliefert bin.
Ein Zimmer. Es ist Dunkel. Angst. Es schnürt meine Kehle. Fesselt mich. Ein Gefangener meiner selbst. Mit einem Messer schneide ich mir die Seele aus der verhassten Hülle. Taubheit. Es hört nicht auf. Es wird weiterleben. Einsamkeit. Da sind sie wieder. Lachende Gestalten. Sie sind mir verhasst.
„Jeder ist seines Glückes Schmied.“, schreien die Stimmen in meinem Kopf.
Ich bin Schuld. Schuld an all dem Unglück. Schuld an meiner Existenz. Schuld an meinem Sein. Schnitt um Schnitt verrücke ich meine Welt. Fernab von mir. Weg. Einfach nur weg.
Eine Lichtung. Strahlender Himmel. Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs. Hier hab ich Halt gemacht. Mich in die Wiese gelegt und dem Spiel um mich herum gelauscht. Den Krähen bei ihrem Treiben zugeschaut und gespürt, wie wertvoll das Leben in seiner Gesamtheit einen zu Hochgefühlen verleitet. Ich atme einmal ruhig ein.
Nicht die Realität.
Regen. Das Konzert verhauen. Im Dunkeln nachts schweigend mit dem Vater nach Hause gefahren und an statt zu Schlafen Stunde um Stunde gegen die Decke gestarrt und mich im Laken gewälzt. Die klangvolle Symphonie des Lebens einzig und alleine im Zimmer auf dem Arm gespielt, bis es aus jeder einzelnen Wunde geschlichen kam.
„WACH AUF!“
Wieder auf der Gasse. Meine Augen brauchen wenige Sekunden um sich an das Licht der Fackel zu gewöhnen. Ein Mann mit einer Gitarrentasche auf dem Rücken und einer Dose Root Beer in der Hand steht vor mir. Er muss mich kurz gerüttelt haben, sonst wäre ich nicht aufgewacht.
Aufgewacht.
Muss man nicht um aufzuwachen vorher erst geschlafen haben? Eisen knattert. Ich denke nach. Seine ruhige Art zu reden erinnert mich irgendwie an Joachim Löw: „Hast du schon den kleinen Fabrizio gefunden?“
„Fabrizio, Fabrizio … wer war das denn noch mal?“, da fällt es mir wieder ein, „Oh, nein! Ich habe wieder mal den kleinen Fabrizio vergessen!“ Erschrocken blicke ich mich um. Den Kleinen kann ich trotzdem nicht finden.
„Du weißt doch das Fabrizio nicht existiert oder?“
Nicht existiert. Eine schwere Aussage. Ich weiß doch, dass er hier in der Nähe ist.
„Wenn du dir so sicher bist, das er nicht existiert, wie kann ich dann das machen?“
Ich halte geschwind meine Hand ins Feuer seiner Fackel und schreie laut auf als ich mir dabei die Finger verbrenne.
Dann wird es ruckartig dunkel.
Die Lichter des Zuges, auf den Gleisen nebenan, ziehen an mir vorüber. Mit weit aufgerissenen Augen stiele ich dem fahrenden Geschoss hinterher. Verpasst. Eine zeitlang verharre ich ungläubig in dieser Position. Grillen zirpen. Ich richte mich behäbig auf, klopfe mir den Staub von den Beinen, mache mir bewusst, dass morgen scheinbar auch noch ein Tag ist und gehe von den Schienen.
So gehe ich hin, während Straßenlampen, wie leuchtende Fackeln, ihren Schein auf den Weg werfen und mir so den Weg nach Hause ebnen und der Wind, der vergnügt mit den Blättern spielt, einen verheißungsvollen Duft mit sich trägt, der Erinnerungen zu wecken vermag. Auf einmal habe ich Lust auf einen Wiener, oder zumindest auf einen Döner.
Die falschen Gleise genommen. Unfassbar aber auch. Ich muss Schmunzeln. Dann soll es wohl so sein.
Meine Schritte werden schneller bis ich anfange zu rennen. Meine Lungen füllen sich mit Luft. Das Schlagen des Herzens kann ich bis in den Kopf spüren.
„Erinnerst du dich noch damals?“, fragen mich die Stimmen abermals, als wäre dies das interessanteste überhaupt.
„Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren …“ rufe ich ihnen stürmisch zu, „… und dies verspricht ein wahrhaft wunderbarer Sommer zu werden.“
IV Das Schloss im Himmel – Reale Utopie
Wie kannst du leben,
wenn alles, was dir über das
Leben beigebracht wurde,
Angst ist.
Wie ein Virus, das sich in
deinen Adern fort und fort
bewegt, dich nicht schlafen lässt,
immer und immer da;
wenn du keinem mehr vertrauen
kannst, weil sie dir die
Zuversicht genommen hat und
Menschen allzu oft dich
belächelt haben, ohne auch nur
zu wissen, was hinter der Fassade
auf seine Befreiung wartete,
auf einen Funken Hoffnung,
der ausblieb;
wenn du stets einen Ort der Geborgenheit
verlässt in dem Gefühl ihn nicht wieder
auf diese Weise vorzufinden, da alles fließende endet
und Halt keine Option scheint.
wenn alle Liebe, die du zu erhaschen versuchst, nur eine
Reaktion auf deine Leere ist, weil
du nicht weißt, was es heißt zu lieben,
zu vertrauen und du dir eine Welt
auf Sand aufbautest, eine Sandburg
den Wellen ausgesetzt;
Keiner spricht deine Sprache,
denn niemand um dich herum kennt
die seelischen Abgründe vor denen du
schon standest und nur darauf
wartetest ein Windzug würde von hinten kommen
und übernehmen, zu was du nicht imstande warst.
Wer entscheidet, ob ein Leben lebenswert ist?
Wann es zu beenden ist?
Wann wird er kommen,
der Wind?
Ich möchte glauben,
so sehr glauben,
um nicht sterben zu müssen,
nicht so leben zu müssen.
Bitte sagt mir, dass das nur ein Traum ist
und ich nur ein Element, welches durch Aufwachen
daraus auszubrechen droht.
Gedanken leben. Ich weiß, sie sind kein Beweis
einer Existenz. Aber,
sie fliegen, empor,
denn dort in den Wolken,
zwischen den Mauern meiner Feste, im dunklen Grau des Himmels
ist der Sitz meiner Freiheit.
Dort sind sie. Fackeln, die eine Nacht zu erhellen vermögen.
Und mit ihrem liebevollen Licht,
gewiss, werde ich bald meine Bleibe erreicht haben.
V Zeiten des Umschwungs - Verschlafenes Erwachen
Als ich am Boden war, fand ich mich an einer Gabelung wieder.
Leben oder Sterben.
Ich entschied mich für das Leben und zog weiter.
Gen Ende.
Als ich mit Hass erfüllt darauf wartete, mich aufzulösen, gab es zwei Antworten.
Kämpfen oder Aufgeben.
Kämpfen war meine Antwort
und schlug mir für jeden Tag, an dem ich mich nicht selbst verletzte, eine Kerbe in den Arm.
Als ich im Sterben lag kam der Tod wieder und fragte mich, ob ich denn nun endlich abtreten wolle.
Leben oder Sterben, Kämpfen oder Aufgeben Ja oder Nein.
In diesen Fällen hatte es immer nur eine Lösung gegeben.
Mitleidig betrachtete ich die leblosen Augenhöhlen des Todes.
Nein, antwortete ich ihm und dachte leise bei mir, aber so leben kann ich auch nicht.
Geduld.
Eine neue Zeit des Umschwungs stand kurz bevor.
Epilog: Heute liege ich wieder wach. Im Grunde ist es nicht wichtig, wieso.
Wichtig ist, dass Gedanken involviert waren, welche mich dazu brachten, spontan etwas zu verfassen.
Ich bleibe so oder so wach.
Meine Message des Tages:
Egal was ihr macht, egal was ihr tut, egal wie ihr zu euch steht:
Gebt einfach nicht auf.
Stay True.
Disregard those dollar signs.
They’ll buy the biggest house in hell
Where you’ll live alone.
Just keep your head down,
Keep your friends close,
Hold fast to your beliefs
And, whatever else you do,
Stay True.
(Thursday 2011)
0 - Ein kurzes Wort über Wahrhaftigkeit
I Umgeschwungene Zeiten - Umnachtete Sinngebung
Verabschiede dich. Von allem
was du gekannt und zu glauben
dachtest. Sag auch du, ja
es war niemals wahr. Eine Lüge.
Alles auf deinen Gedanken basierend.
Feinstens selbstillusioniert.
Verabschiede dich.
Alles was du gegriffen, auf der Suche
nach Halt. Es wird mit dir in die Tiefe gerissen.
Etwas wie Zukunft ist für jene, für die es
schon von Anfang an vorgesehen war.
Die, die du achtest, sie werden zu Grunde gehen,
mit dir, denn weder kann man dich lebend
noch tot ertragen.
Es ist Zeit. Lange genug hast du gekämpft,
dich versucht von Jahr zu Jahr zu schleppen.
Immer das Ziel im Auge Jemand zu werden und
jetzt schau dich an.
Es gibt keine Zukunft. Es ist für jene, für die es
schon immer klar war.
Schließe die Augen und
seh' sie alle einzeln sterben.
Dann wirst auch du gehen können.
Verabschiede dich.
II Memento mori – Entschlafene Offenbarung
Zerstört. Reflektiere ich. Den mitternächtlichen Dunst um mich. Denke an das was war und sein wird. Gefangen.
Leute reden wie wenig Zeit sie hätten. Wie schwer sie es hätten. Aber sie haben keine Ahnung, wie es ist das wirklich wertvollste zu verlieren: Ihre Freiheit.
Vereinsamung.
Keiner kann mit dir fühlen. Niemand spricht deine Sprache. Du bist verdammt. Verdammt zu warten. Dabei bist du der ungeduldigste Mensch auf der Welt.
Du willst raus. Raus. Und dir den Sonnenaufgang ansehen. Aber du wirst immer mit deiner Angst konfrontiert sein, denn dieser Moment ist nicht von Dauer. Eine Perle, die auf dem Boden zerspringt, einen Regenbogen schlägt und vergeht. Du wirst ihr nachtrauern. Du weißt nicht wann der Moment wieder kommt.
Geld.
Jeder hasst es. Und doch werden Augen schwarz bei seinem Geruch.
Ja, Geld ist nicht alles.
Aber ohne wirst du dich nicht frei kaufen können.
Du hast deine Freiheit verschenkt. Du weißt, dass du sie nicht so schnell wieder sehen wirst. Tag für Tag.
Die Worte. Leben.
Sie sagen: "Es wird sich bald ändern." Du weißt nicht wann bald ist. Aber da du weißt, dass es sich nur durch dein Zutun ändert, funktionierst du, wartend auf den Tag der bald kommen wird. Dabei bist du der ungeduldigste Mensch der Welt.
Du willst raus. Raus. Und dir den Sonnenaufgang ansehen.
Aber du wirst immer mit der Angst konfrontiert sein, denn dieser Moment könnte doch so viel produktiver genutzt werden. In Sekunden könnte deine Zukunft an dir vorüber gezogen sein.
Dann hast du verloren.
Deine Sprache. Deine Freiheit. Deinen Traum.
Stop!
Sei stark. Rom ist auch nicht an einem Tag entstanden. Lass dich von deinen Gedanken Formen, Lehm.
Von deinen Taten, denn jene sprechen lauter als Worte.
Durch Worte wurde noch keiner so richtig durchgeknetet.
Selbst wenn du denkst: "Jetzt ist Schluss!" Glaube an deine Fähigkeiten. Deine Neugierde. Trete hervor. Gestärkt. Neu geboren. Räum' dein Zimmer auf. Iss 'nen Keks. Und geh jetzt verdammt nochmal raus und schau dir den scheiß Sonnenaufgang an. Was hättest du schon den dem achso-tollen-"bald"- kommenden Tag, ohne diese Augenblicke der Ruhe und Einkehr.
Du denkst du bist gefangen. Das mag sein. Aber in diesen Momenten bist du frei und das Lehm, kann dir keiner nehmen.
Schließe die Augen.
Denke an die schattenhafte Gestalt.
Du kennst sie.
Du hast sie dereinst getötet.
Zerstört. Reflektiere ich. Den mitternächtlichen Dunst um mich. Denke an das was war und sein wird. Gefangen.
Keiner kann mit dir fühlen. Niemand spricht deine Sprache. Du bist verdammt. Verdammt, ungeduldiges Wesen.
Der Klumpen Lehm brökelte nicht als ihn die ersten Sonnenstrahlen trafen.
Es schien mehr so als würde er sich verformen.
III Wind – Hymne des Erwachens
Selbst die Dunkelheit der Nacht kann die Hitze des Tages nicht gänzlich verschleiern, als ich mich, am Ziel meines Spazierganges, auf den Boden lege, die Augen schließe und auf die lang ersehnte Ruhe warte.
„Erinnerst du dich noch damals?“, fragen mich die Stimmen.
Kurz schießt es mir durch den Körper. Eine Situation öffnet sich mir.
Wieder ist es dunkel. Ich sitze als Beifahrer in einem Auto. Ein Konzert steht bevor. Aufgeregt umfassen meine Hände ein Instrument. Die letzten Wochen habe ich nicht genug geübt. Ich weiß, dass ich das einstudierte Stück nur mit viel Glück fehlerfrei schaffen werde. Zuviel ist passiert. Streit zwischen den Eltern, die sich lange Zeit schon eh nicht mehr mochten. Das Mobbing in der Schule, die Flucht vor der Realität, die nur noch wie eine schmerzhafte Surrealität in der wunderbaren fiktiven Welt der Illusion zwischen dem zerrütteten Zuhause und dem Psychoterror in der Schule wirkte. Ein Ruck.
Wir sind da, ich steige aus und weiß, dass er nicht mit reingehen wird, um seinen Sohn zu sehen. Keine Enttäuschung. Standard. Das Leben ist so, denke ich mir. Es hält mir nicht mehr bereit.
Kurz werde ich von dem Licht einer Fackel geblendet. Dann schaue ich zu ihr auf. Ihr Gesicht wird teilweise durch schwarzes Haar verdeckt. Leuchtendes Blau sticht darunter hervor. Ich weiß, dass es ihre Kontaktlinsen sind. Es unterbricht mich selbst, als ich ihr etwas sagen möchte.
Schaue nach vorne und nicht nach hinten. Nach vorne schauen.
Ein Zettel. Die Worte vermögen nicht zu sterben. Sie werden weiterleben. Eine unendliche Geschichte.
Nach vorne schauen. Das waren ihre Worte.
Eine Papierkugel fliegt mir an den Kopf. Da sind sie wieder. Lachende Gestalten. Ich verabscheue sie zutiefst. Ihre Gesichter habe ich versucht zu vergessen. Aber sie sind da. Immerzu. Als ich versuche aus dem Saal zu gehen versperren sie mir den Weg. Da ich sonst keine Chance habe durchzustoßen, schiebe ich sie mit Müh’ und Not zur Seite und drücke den Knauf der Tür nach unten.
Der ein und selbe Raum. Dann plötzlich Licht.
Zwei weitere Fackeln gesellen sich zu mir. Ein Spitzname fällt.
„NEPES!“, was für NEgativer PESsimist steht, „Über was zermaterst du dir denn wieder mal den Kopf?“
Verdammt. Eiskalt erwischt. Scheinbar muss ich ein offenes Buch sein.
Ich erwidere lediglich „[b]POOP“, was für POsitiver OPtimist steht und im Englischen eine lustige Bedeutung hat und überspiele damit meine wieder festgefahrenen Gedankenströme.
Neben ihr steht eine weitere Gestalt, welche mir MAOAM reicht und mich dabei grinsend beäugt. Das es scheinbar wieder nicht für Hello Kitty-Eis gereicht hat interessiert mich lustigerweise nicht. Ich bedanke mich und schaue hinüber. Irgendetwas sagt mir, das ich in das Gebüsch gehen sollte, da ich den kleinen Fabrizio finden müsse und jetzt Versteck im Dunkeln gespielt werde. Dem Instinkt folgend schreite ich hinüber und dringe durch das düstere Geäst immer weiter vor. Ich sehe die Hand vor Augen nicht, weiß aber, dass ich bald durch sein werde. Als es so weit ist tut sich mir ein Hinterhof auf. Da steht eine Frau. Sie hat einen Wiener in der Hand und starrt mich an, als hätte ich sie bei einer Untat ertappt. Dabei ist ja nichts dabei einen Wiener in der Hand zu halten. Ein frisch bestückter Dönerspieß hätte um einiges eigenartiger gewirkt.
„Du bist so durch“, spricht sie. Ob sie mit dem Wiener redet, den sie in den Händen hält?
Wirklich seltsam wird es aber erst, als sie mir unverfänglich davon berichtet, dass sie letztens auf einer Weide angefangen habe mit Kühen zu sprechen und sie jene enttäuschen musste, als sie ein Federballspiel mit ihnen ablehnte. Mich betroffen zeigend schaue ich der Frau ins Gesicht und denke darüber nach, ob Kühe, wenn sie denn verlören, so unsportlich wären und versuchten ihre Kontrahenten zu Fall zu bringen, um sie dann mir ihren massigen Leibern zu zerquetschen, was mich mein Gesicht vor Ekel verziehen lässt.
Stoßartig durchfährt eine weitere Welle meinen Körper, der ich schutzlos ausgeliefert bin.
Ein Zimmer. Es ist Dunkel. Angst. Es schnürt meine Kehle. Fesselt mich. Ein Gefangener meiner selbst. Mit einem Messer schneide ich mir die Seele aus der verhassten Hülle. Taubheit. Es hört nicht auf. Es wird weiterleben. Einsamkeit. Da sind sie wieder. Lachende Gestalten. Sie sind mir verhasst.
„Jeder ist seines Glückes Schmied.“, schreien die Stimmen in meinem Kopf.
Ich bin Schuld. Schuld an all dem Unglück. Schuld an meiner Existenz. Schuld an meinem Sein. Schnitt um Schnitt verrücke ich meine Welt. Fernab von mir. Weg. Einfach nur weg.
Eine Lichtung. Strahlender Himmel. Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs. Hier hab ich Halt gemacht. Mich in die Wiese gelegt und dem Spiel um mich herum gelauscht. Den Krähen bei ihrem Treiben zugeschaut und gespürt, wie wertvoll das Leben in seiner Gesamtheit einen zu Hochgefühlen verleitet. Ich atme einmal ruhig ein.
Nicht die Realität.
Regen. Das Konzert verhauen. Im Dunkeln nachts schweigend mit dem Vater nach Hause gefahren und an statt zu Schlafen Stunde um Stunde gegen die Decke gestarrt und mich im Laken gewälzt. Die klangvolle Symphonie des Lebens einzig und alleine im Zimmer auf dem Arm gespielt, bis es aus jeder einzelnen Wunde geschlichen kam.
„WACH AUF!“
Wieder auf der Gasse. Meine Augen brauchen wenige Sekunden um sich an das Licht der Fackel zu gewöhnen. Ein Mann mit einer Gitarrentasche auf dem Rücken und einer Dose Root Beer in der Hand steht vor mir. Er muss mich kurz gerüttelt haben, sonst wäre ich nicht aufgewacht.
Aufgewacht.
Muss man nicht um aufzuwachen vorher erst geschlafen haben? Eisen knattert. Ich denke nach. Seine ruhige Art zu reden erinnert mich irgendwie an Joachim Löw: „Hast du schon den kleinen Fabrizio gefunden?“
„Fabrizio, Fabrizio … wer war das denn noch mal?“, da fällt es mir wieder ein, „Oh, nein! Ich habe wieder mal den kleinen Fabrizio vergessen!“ Erschrocken blicke ich mich um. Den Kleinen kann ich trotzdem nicht finden.
„Du weißt doch das Fabrizio nicht existiert oder?“
Nicht existiert. Eine schwere Aussage. Ich weiß doch, dass er hier in der Nähe ist.
„Wenn du dir so sicher bist, das er nicht existiert, wie kann ich dann das machen?“
Ich halte geschwind meine Hand ins Feuer seiner Fackel und schreie laut auf als ich mir dabei die Finger verbrenne.
Dann wird es ruckartig dunkel.
Die Lichter des Zuges, auf den Gleisen nebenan, ziehen an mir vorüber. Mit weit aufgerissenen Augen stiele ich dem fahrenden Geschoss hinterher. Verpasst. Eine zeitlang verharre ich ungläubig in dieser Position. Grillen zirpen. Ich richte mich behäbig auf, klopfe mir den Staub von den Beinen, mache mir bewusst, dass morgen scheinbar auch noch ein Tag ist und gehe von den Schienen.
So gehe ich hin, während Straßenlampen, wie leuchtende Fackeln, ihren Schein auf den Weg werfen und mir so den Weg nach Hause ebnen und der Wind, der vergnügt mit den Blättern spielt, einen verheißungsvollen Duft mit sich trägt, der Erinnerungen zu wecken vermag. Auf einmal habe ich Lust auf einen Wiener, oder zumindest auf einen Döner.
Die falschen Gleise genommen. Unfassbar aber auch. Ich muss Schmunzeln. Dann soll es wohl so sein.
Meine Schritte werden schneller bis ich anfange zu rennen. Meine Lungen füllen sich mit Luft. Das Schlagen des Herzens kann ich bis in den Kopf spüren.
„Erinnerst du dich noch damals?“, fragen mich die Stimmen abermals, als wäre dies das interessanteste überhaupt.
„Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren …“ rufe ich ihnen stürmisch zu, „… und dies verspricht ein wahrhaft wunderbarer Sommer zu werden.“
IV Das Schloss im Himmel – Reale Utopie
Wie kannst du leben,
wenn alles, was dir über das
Leben beigebracht wurde,
Angst ist.
Wie ein Virus, das sich in
deinen Adern fort und fort
bewegt, dich nicht schlafen lässt,
immer und immer da;
wenn du keinem mehr vertrauen
kannst, weil sie dir die
Zuversicht genommen hat und
Menschen allzu oft dich
belächelt haben, ohne auch nur
zu wissen, was hinter der Fassade
auf seine Befreiung wartete,
auf einen Funken Hoffnung,
der ausblieb;
wenn du stets einen Ort der Geborgenheit
verlässt in dem Gefühl ihn nicht wieder
auf diese Weise vorzufinden, da alles fließende endet
und Halt keine Option scheint.
wenn alle Liebe, die du zu erhaschen versuchst, nur eine
Reaktion auf deine Leere ist, weil
du nicht weißt, was es heißt zu lieben,
zu vertrauen und du dir eine Welt
auf Sand aufbautest, eine Sandburg
den Wellen ausgesetzt;
Keiner spricht deine Sprache,
denn niemand um dich herum kennt
die seelischen Abgründe vor denen du
schon standest und nur darauf
wartetest ein Windzug würde von hinten kommen
und übernehmen, zu was du nicht imstande warst.
Wer entscheidet, ob ein Leben lebenswert ist?
Wann es zu beenden ist?
Wann wird er kommen,
der Wind?
Ich möchte glauben,
so sehr glauben,
um nicht sterben zu müssen,
nicht so leben zu müssen.
Bitte sagt mir, dass das nur ein Traum ist
und ich nur ein Element, welches durch Aufwachen
daraus auszubrechen droht.
Gedanken leben. Ich weiß, sie sind kein Beweis
einer Existenz. Aber,
sie fliegen, empor,
denn dort in den Wolken,
zwischen den Mauern meiner Feste, im dunklen Grau des Himmels
ist der Sitz meiner Freiheit.
Dort sind sie. Fackeln, die eine Nacht zu erhellen vermögen.
Und mit ihrem liebevollen Licht,
gewiss, werde ich bald meine Bleibe erreicht haben.
V Zeiten des Umschwungs - Verschlafenes Erwachen
Als ich am Boden war, fand ich mich an einer Gabelung wieder.
Leben oder Sterben.
Ich entschied mich für das Leben und zog weiter.
Gen Ende.
Als ich mit Hass erfüllt darauf wartete, mich aufzulösen, gab es zwei Antworten.
Kämpfen oder Aufgeben.
Kämpfen war meine Antwort
und schlug mir für jeden Tag, an dem ich mich nicht selbst verletzte, eine Kerbe in den Arm.
Als ich im Sterben lag kam der Tod wieder und fragte mich, ob ich denn nun endlich abtreten wolle.
Leben oder Sterben, Kämpfen oder Aufgeben Ja oder Nein.
In diesen Fällen hatte es immer nur eine Lösung gegeben.
Mitleidig betrachtete ich die leblosen Augenhöhlen des Todes.
Nein, antwortete ich ihm und dachte leise bei mir, aber so leben kann ich auch nicht.
Geduld.
Eine neue Zeit des Umschwungs stand kurz bevor.
Epilog: Heute liege ich wieder wach. Im Grunde ist es nicht wichtig, wieso.
Wichtig ist, dass Gedanken involviert waren, welche mich dazu brachten, spontan etwas zu verfassen.
Ich bleibe so oder so wach.
Meine Message des Tages:
Egal was ihr macht, egal was ihr tut, egal wie ihr zu euch steht:
Gebt einfach nicht auf.
Stay True.
Zuletzt von Izo am Fr 23 Dez 2011, 12:00 bearbeitet; insgesamt 19-mal bearbeitet