deutsche Erstausgabe, PAN-Verlag
Flexcover, 320 Seiten
14,95€
ISBN 978-3-426-28328-8
Flexcover, 320 Seiten
14,95€
ISBN 978-3-426-28328-8
Helen ist tot. Und doch ist es ihr nicht vergönnt, ins Himmelreich aufzusteigen. Als durchsichtiger Schatten einer einst wunderschönen Frau bleibt sie auf Erden gefangen. Niemand sieht sie und niemand kann sie berühren. Sie ist die stille Muse ihrer »Bewahrer«, allesamt Schriftsteller, denen sie die richtigen Worte einflüstert und die nie etwas von ihrer Existenz erfahren werden. Bis eines Tages ein Siebzehnjähriger ihr Leben verändert: Er blickt Helen direkt ins Gesicht und … er lächelt! Im Körper des Schülers steckt James, ebenfalls eine Lichtgestalt. Er ist fasziniert von Helens Schönheit, und vom ersten Augenblick an wissen die beiden, dass sie füreinander bestimmt sind. Nun müssen sie alles daransetzen, einen menschlichen Körper für Helen zu finden. Eine abenteuerliche Suche beginnt …
Helen und James – das neue Traumpaar der übersinnlichen Welt!
Meine Meinung:
Damals hatte mich besonders der letzte Satz gefreut - wenn es denn nur so wäre, welch Glück! Dann gäbe es endlich mal ein neues Traumpaar statt der ewig währenden und mir langsam zum Hals raushängenden Konstellation Bella & Edward. Leider muss ich sagen ... so wird es wohl nicht kommen. Helen und James sind zwar ein schönes Paar, aber ich denke, die meisten werden deswegen ihre Ansicht nicht ändern (;
Aber zum Buch - insgesamt würde ich ihm vier von fünf Sternen verleihen.
Den ersten Pluspunkt gibt's eigentlisch schon für das Cover - eigentlich bin ich kein Fan von Kitsch und perfekt ist es gewiss nicht, aber es hat etwas Zauberhaftes, das mich immer wieder zwingt, es anzustarren und mich zu freuen. (Und mir der Zeit lernt man auch das eine halbgeöffnete Auge des Models zu ignorieren und der Verlagsschriftzug gerät immer mehr in den Hintergrund, obwohl er anfangs vorne drauf vollkommen unpassend erschien.)
Aber das ist draußen, was steckt drin?
Beginnen wir mal mit dem Negativen, mal soll ja immerhin mit dem aufhören, was einen am meisten überzeugt hat.
Der Anfang ist leider etwas ungeschickt gestaltet worden. Zwar ist der Einstieg an sich schön geworden, doch wird man plötzlich mit Informationen über Helens Dasein (bzw. ihr bisheriges) überschüttet - und leider fasst man sich dabei noch recht kurz. Dabei hat allein das schon ein großes Potential, hätte wunderbar ausgebaut und in die Geschichte eingebaut werden können. Warum den Leser mit dieser Flut an Fakten überrollen? Man hatte es Stück für Stück in die Geschichte einbauen können, immerhin fragt James Helen auch nach ihrer Vergangenheit aus - warum hätte man daraus keinen schönen, zweisamen Moment machen können?
Doch das ist nicht das Einzige, was man weiter hätte ausbauen können, manches kommt schlichtweg zu kurz, weswegen auch der Anfang der Beziehung von Helen und James, sobald die erste Hürde genommen ist, etwas plötzlich und leicht fraglich rüberkommt. Ich hätte mir an dieser Stelle ein langsameres Herangehen gewünscht.
Andere Handlungsstränge dagegen sind doch teilweise sehr zufällig, wobei das ein kleineres Übel ist. Es tritt nur selten und alles andere als dominant auf, meistens gelingt der Autorin es doch, die Geschehnisse authentisch und nachvollziehbar zu präsentieren.
Nur das Ende ist leider etwas kitschig geworden - ich will dazu gar nicht mehr sagen, sonst verrat ich womöglich zu viel.
Mein letzter Kritikpunkt gilt der Sprache: An sich ist sie wirklich sehr schön, Mrs. Whitcomb schreibt sehr bildhaft, sodass das Geschehen nicht selten vor dem geistigen Auge zum Leben erwachen kann. Dummerweise war sie dabei nicht so kreativ, wie man vielleicht hoffen mag. Oft wurden Wendungen und Bilder wiederholt, dass es ab einem gewissen Punkt nicht mehr wirklich Spaß machte, diese zu lesen.
Nun mag man sich fragen, wie ich danach denn zu vier Punkten kommen kann, aber das ist schnell begründet.
Im Gegensatz zu Helens Dasein wurde ihre Existenz als Mensch - was ihr widerfahren ist, wie sie starb - sehr schön in den Text eingebunden worden. Die ganze Zeit über sehen wir Bilder, Fetzen ihrer Vergangenheit, doch bis zum Schluss ist es so rissig, dass man nicht erfährt, was genau passiert ist. Die Bombe platzt tatsächlich erst zum Schluss, man weiß absolut nicht, was damals geschehen ist. Freilich hat sie es sich auch etwas einfach gemacht, wenn wir James betrachten - er erzählt immer nur von Erinnerungen aus der Kindheit, die auf nichts schließen lassen, doch sollte man auch bedenken, dass James sehr wohl mehr weiß, es nur vor Helen verheimlicht, die ja Erzählerin der Geschichte ist.
Was ich bereits einmal angesprochen habe - abgesehen von den ganzen Wiederholungen ist die Sprache sehr schön, fast edel. Es sind geschickt gewählte Worte, die ein gewissen Niveau haben und auch halten, selbst bei Szenen, an denen viele Autoren scheitern und in niveauloses Geschreibsel abdriften in der Annahme, sie verfassten Erotik.
Auch war ich sehr froh darüber, dass die Geschichte nicht ins Romeo-und-Julia-Prinzip abdriftete. Die Gefahr war zwar nicht groß - es gab nur einen Punkt in der Geschichte, in dem man es vielleicht hätte vermuten können, doch die Autorin hat uns diese Qual erspart und eine originelle - wenn auch nicht vollkommen neue - Liebesgeschichte dargeboten.
Besonders schön an dieser ist auch, dass es sich hierbei nicht nur um elendiges Teeniegequake handelt, sondern um gewissermaßen reife Liebe - weder Helen noch James sind gerade erst dem Pickelalter entkommen, sondern haben ihr eigenes Leben gelebt und auch danach viele Erfahrungen gemacht. Beide sind eigentlich Ende 20 und haben Erfahrungen gemacht.
Spannend bleibt es wirklich bis zum Schluss (bzw. wird es zum Schluss noch einmal richtig spannend), was nicht zuletzt der gehörigen Prise Drama zu verdanken ist, mit der Mrs. Whitcomb ihre Geschichte würzte. Immerhin verhalten sich beide relativ ungeschickt, was ihnen keineswegs zu verdenken ist, immerhin sind sie dabei, eine vollkommen neue Erfahrung zu machen, und denken nicht so voraus, wie man es als Unbeteiligter eventuell getan hätte. Daraus resultierend gibt es natürlich jede Menge Patzer, Verfehlungen und Missverständnisse, die dermaßen groß sind, dass man a) nicht weiß, wie sie das wieder hinkriegen können und b) fürchtet, dass nun alles den Bach runter gehen muss.
Wirklich durchatmen kann man also erst, wenn die letzte Seite gelesen hatten. Insgesamt ist "Silberlicht" eine dramatische und dennoch wunderschöne Liebesgeschichte mit ihren Tücken und auch Fehlern - leider zu vielen Fehlern, um sie letztlich doch perfekt zu machen. Dennoch kann ich nur raten: Lest es! Das ist dann wirklich kein Fehler.