Musst du nicht
Hallo Izo =)
Zu dem Gedicht musste ich einfach etwas schreiben. Ich wollte es nur nicht während des Wettbewerbs tun, da man danach seinen Kommentar persönlicher verfassen kann
Also dein Werk besteht aus zwei Teilen, in meinen Augen. Darauf gehe ich gleich noch genauer ein. Der erste ist grandios, ich liebe ihn! Wirklich fabelhaft!
Den zweiten habe ich mindestens acht mal gelesen, aber er erschließt sich mir nicht recht. Aber ich analysiere jetzt noch einmal genauer, vielleicht fällt mir dabei noch etwas auf, das ich bisher übersehen hatte.
Da sind jetzt natürlich Interpretationsansätze dabei. Aber kann auch sein, dass ich vollkommen falsch liege
Nichts.
Vertonte Stille in leeren Worten.
Allein schon der Einstieg gefällt mir super.
"Vertonte Stille in leeren Worten" ... was für eine gelungene Formulierung! Gefällt mir wirklich ausgesprochen gut. Schon diese Zeile hat mich an das Gedicht gefesselt.
Ich denke, hier geht es um das Beten in der Gemeinde. Es wird viel geredet, aber im Grunde genommen sind die Worte leer und ausdruckslos. Sie sagen nichts.
Kehre ein,
ergreife Besitz von mir.
Hier spricht anscheinend ein Gläubiger, der diese Worte glaubt und in sich wirken lassen will.
Formal fände ich hier kehr' und ergreif' schöner. Aber das ist Geschmackssache.
Nimm mich
mit
Haut und Haar
von dieser Welt,
getrieben
von Irrationalität,
Religion unserer abstrusen Gedanken,
Pfeiler unserer maroden Welt,
Quintessenz unseres kaputten Seins.
Hier vermutlich wieder die Worte des Gläubigen.
Eigentlich muss ich da nicht viel deuten, die Zeilen sind relativ klar.
Wenn diese Worte wahrlich von einem Gläubigen gesprochen/gedacht werden, dann steckt hierin aus eine gewaltige Ironie. Denn gerade diese Worte, diese Gebete, diese gläubigen Gedanken sind ja (aus Sicht des Gedichts) irrational und abstrus.
Besonders schön finde ich die letzten beiden Verse.
Sehr schön umschrieben.
Beuge die Knie und lasse ab.
Das könnte zweideutig sein. Entweder der Gläubige fordert andere auf, dies zu tun, oder der Pfarrer sagt das.
Interessant.
Ein neuer Einschnitt
Ein/Schnitt.
Finde ich klasse *.*
Es ist, als wenn der Sprecher sich noch einmal das Wort auf der Zunge zergehen lässt und nicht nur über dessen Bedeutung nachdenkt, sondern auch darüber, aus was es sich zusammensetzt. Dadurch entsteht für das Wort eine vollkommen nee Bedeutung.
Cooler Kniff.
Nimm die abgetrennte Masse,
wirf sie hinfort in den
säurehaltigen Ausfluss
der Zufriedenheit.
Hier bin ich mir mit der Interpretation nicht sicher. Vielleicht ist die abgetrennte Masse das, was den Gläubigen noch an die Welt gefesselt hatte. Und er soll sie hinfortwerfen.
Dieser säurehaltiger Ausfluss der Zufriedenheit macht mir zu schaffen. Es klingt fast so, als würde die Zufriedenheit etwas Ekelhaftes aussondern. Genau. Vielleicht bringt die Zufriedenheit etwas Schlimmes mit sich. Müßiggang? Intoleranz? Konservativität?
Alles kleine Fische.
Da kommt der Reiher!
Spring, Fisch!
<----- raus < aus < fluss
rauf > aufs > blatt ----->
Hier ist der Schnitt. Sogar deutlich gekennzeichnet.
Wie nett ^^
Aber ab hier komme ich nicht mehr so ganz mit.
Wer ist der Reiher? Vielleicht ein Pastor? Oder Gott höchstpersönlich? Auf jeden Fall irgendein hohes Tier. Und da der Reiher Fische frisst, wird hier wohl deutlich, dass Kirche/Glauben nicht Gutes für die Menschen offen hat. Um ihm zu entkommen, muss der Fishc sich verändern. Muss seine Lebensgewohnheiten umstellen. Nur so kann er überleben.
Das ist aber nur eine ganz wage Interpretation.
Interessant finde ich ja den Pfeil, der seine Richtung ändert.
Stillos heruntergereihert.
Erleichtere dich deiner Selbst,
wasche deine Hände in Dusch Das,
wie Mutti ihre Haare in Herbal Essences,
sowie auch du, ehrenwerter Vater,
dich jeden Morgen selbst neu erschaffst,
indem du, dein Gesicht in After Shave tauchst
und dadurch frische erlangst,
welche vor 2000 Jahren noch undenkbar war.
Das klingt beinahe, wie aus einem Psalm. Sicherlich von dir beabsichtigt. Klingt so, als wäre die Kirche an der Vermarktung von Markenprodukten interessiert.
Herr,
Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken
durch meine Schuld, durch meine Schuld,
durch meine große Schuld.
Beuge die Knie und lasse ab.
Amen.
Und hier endest du mit einem Teil aus einem Schuldbekenntnis, wenn ich mich recht entsinne.
Confiteor Deo omnipotenti, et vobis, fratres, quia peccavi nimis cogitatione, verbo, opere et omissione: mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.
Intelligenter Kniff, um das Ganze noch einmal zu verdeutlichen.
Hier hat der Gläubige das Stadium erreicht, in dem er dem Herren vollkommen unterlegen ist.
Alles in Allem finde ich das Gedicht sehr gut (besonders den Anfang). Über eine Erklärung den zweiten Teil betreffend, würde ich mich wirklich sehr freuen. Wenn ich den ersten Teil falsch interpretiert hab, dann bin ich schon einmal gespannt, wie es wirklich sein muss.
Da ich selbst gern ab und an mal abstruse Gedichte schreibe, liebe ich es andere zu lesen und mir einen Zusammenhang zwischen den Versen zu knüpfen.
Echt vollkommen mein Geschmack
So und jetzt habe ich Kopfschmerzen und lege mich zur Ruhe.
Gute Nacht!
Marie