SALISSA!
Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Sieg in Folge!
Deinen neuen Wunschtitel kannst du per PN an Marie schicken und natürlich darfst du jetzt auch einen neuen Gegner herausfordern!
Hier noch einmal die Geschichte, die den Sieg ganz knapp errungen hat:
Engel der Einsamkeit
Noch heute erinnere ich mich mühelos, wie mein Leben aussah - damals, als ich noch ein Mensch und die Welt eine andere war. Ich habe nie vergessen, wie die Bauern unseres kleinen Dorfes unter der brennenden Sommerhitze um ihre Ernte fürchten, während wir Kinder durch den schattigen Wald tobten und die sorgenvollen Gesichter der Erwachsenen nicht mit der eigenen Situation in Verbindung bringen konnten. Ich weiß auch, dass diese kindliche Heiterkeit nicht lange währte. In meiner Zeit wurde man schnell erwachsen. Das Leben der einfachen Leute war hart und voller Mühsal. In der Ständegesellschaft wurden sie von Adel und Klerus unterdrückt und ihr Leben als beinahe wertlos angesehen.
Ich musste wohl etwa sechs gewesen sein, als meine Eltern beschlossen, dass ich nun alt genug wäre, meine sieben Geschwister bei der Feldarbeit zu unterstützen. Ihren Anweisungen folgte ich ohne zu klagen, einerseits die Schläge meines Vaters fürchtend, andererseits auf lobende Worte meiner Mutter hoffend. Im Laufe der Jahre wurden Hunger und Entbehrungen meine treuen Gefährten, doch genauso Zusammenhalt und Zuneigung. Als ich mit fünfzehn verheiratet werden und unser Dorf verlassen sollte, war ich ehrlich betrübt. Zu Hause war ich nie einsam gewesen.
Dann kam die Pest.
Fröstelnd gehe ich durch die enge Gasse, kuschele mich tiefer in meinen dunklen Wollmantel. Es ist mitten in der Nacht und die Sterne strahlen hell am Winterhimmel. Mein Blick bleibt einen Moment am Mond haften – eines der wenigen Dinge, die sich im Laufe der Jahrhunderte nicht verändert haben. Ganz anders als die Menschen, die sich heutzutage als zivilisiert bezeichnen. Doch wenn ich die Möglichkeit hätte, meinen ehemaligen Zeitgenossen von den Schrecken des 21. Jahrhunderts zu erzählen, sie würden mich entsetzt anstarren. Das dunkle Mittelalter? Die heutige Zeit ist nicht weniger dunkel, nicht weniger einsam. Es ist nur die Art des Schreckens, die sich gewandelt hat.
Kopfschüttelnd gehe ich weiter, atme den Rauch meiner Zigarette tief ein. Zur Beruhigung. Was macht das schon aus? Schließlich bin ich kein Mensch mehr, habe kein Leben zu verlieren. Und die Erinnerungen nagen immer wieder von Neuem an mir.
Meine Einsamkeit begann mit einem einzelnen Krankheitsfall, der von unserer Dorfheilerin jedoch überlegen abgetan wurde. „Macht euch keine Sorgen, Martin ist nicht mehr der Jüngste. Dieses Gebrechen ist für sein Alter nicht ungewöhnlich.“ Wir glaubten ihr.
Schon bald sollte sich zeigen, dass Mea im Unrecht war. Verdächtig schnell verbreitete sich die Krankheit in unserem Dorf. Es starb ein Bewohner nach dem anderen. Die Pest hatte meine Heimat in ihren Klauen; auf Hilfe von außerhalb oder von Seiten unseres Fürsten konnten wir nicht zählen. Ich verlor meine komplette Familie an den Schwarzen Tod …
Und damit begann das Ende meines Menschenlebens und der Beginn meiner neuen Existenz.
„Hey Mädchen, was machst du da? Musst du um diese Zeit nicht längst zu Hause sein? Und rauchen tust du auch noch!!“
Der ältere, bärtige Mann vor mir sieht mich im Schein der Straßenlaterne missbilligend an. Was er wohl in meinem Gesicht lesen kann, da ich doch gerade aus düsteren Gedanken gerissen wurde? Ich vergesse viel zu oft, dass ich für die Außenwelt eine normale Fünfzehnjährige bin.
„Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie nicht aufregen … Meine Eltern haben mir erlaubt, um diese Zeit unterwegs zu sein. Ich gehe gleich nach Hause. Und ich werde bald mit dem Rauchen aufhören.“
Mein Gegenüber betrachtet mich noch einen Moment lang abschätzig, dann zeigt sich so etwas wie Befriedigung und sogar Sympathie in seinen Zügen. „Geht doch, Mädel. Diese Jugend von heute ...“ Vor sich hinmurmelnd verschwindet er wieder in der Dunkelheit.
Ich schaue ihm einen Moment lang hinterher, dann setze auch ich meinen Weg fort. Welchen Sinn hätte es gehabt, den Mann aufzuregen? Ich habe schon zu viel von der Welt gesehen, zu lange gelebt, um andere absichtlich oder aus Unaufmerksamkeit zu verletzten. Nein, es ist meine Aufgabe, den Menschen zu helfen, die Einsamen zu unterstützen. Während ich so durch die leblosen Straßen schleiche, lodert der Schmerz über den Verlust meiner Familie wie Feuer in mir auf.
Als Einzige aus meinem Dorf hatte ich überlegt und mich blind vor Tränen in den nahe liegenden Wald geflüchtet. Ich lebte, doch meine Familie war tot, meine Freunde und Bekannten, Verwandten ebenso. Wo blieb da die Gerechtigkeit? Wo blieb die Hilfe von Seiten der Kirche und der Herrschenden, als mir vor Kummer schier das Herz brach? Mehrere Tage verkroch ich mich auf einer Lichtung im Wald, hoffte, dass auch ich mich angesteckt hatte und der Tod mich holen würde. Vergeblich. Ich blieb gesund, während meine Seele weinte und mein Herz vor Einsamkeit schrie.
Seufzend setze ich einen Schritt vor den anderen. Damals hatte ich jede Chance gehabt, mein Leben fortzuführen, trotz allem ein wenig Glück zu finden. Ich hätte zu meinem zukünftigen Mann reisen und bei ihm bleiben können. Meine Familie hätte es ganz sicher so gewollt. Aber stattdessen hatte ich mich freiwillig der Einsamkeit ergeben. Tagelang war ich im Wald geblieben, hatte vor Kummer weder gegessen noch getrunken. Und war gestorben.
Wieder wandert mein Blick zu den Sternen, so als könnten sie mir Erlösung schenken. Ich gebe nach und lasse mich auf eine Parkbank fallen, wo ich den Himmel ungestört beobachten – und grübeln – kann. In jenem Moment, als ich meine Augen aufschlug und wusste, dass ich eigentlich tot hätte sein sollen, war es auch Nacht gewesen. Eine sternenklare Nacht, in der ich erschrocken festgestellt hatte, dass ich dennoch lebte. Mein Herz schlug nicht mehr und doch … war ich irgendwie da. Quasi unsterblich. War dies meine Strafe dafür, dass ich das kostbare Geschenk des Lebens für die Einsamkeit weggeworfen hatte? Wenn ja, so hatte ich es verdient. Die Jahre vergingen und wurden zu Jahrhunderten, während mein Körper keine Spur alterte. Rastlos zog ich um die Welt, immer nur mit dem einen Wunsch, dem einen Bedürfnis: Menschen zu helfen, die sich wie einst ich einsam fühlten und in ihrem Leben keinen Sinn mehr sahen. Mit einem Lächeln im Gesicht bemühte ich mich, einen Weg in ihr Herz zu finden. Und blieb dabei doch doch allein.
Vom Kummer und der Einsamkeit übermannt verberge ich mein Gesicht in den Händen. Heute erlaube ich den Tränen zu fließen. Nur dieses eine Mal. Einigermaßen gefasst lasse ich schließlich meine Hände wieder sinken und spüre den kühlen Wind auf meinen tränennassen Wangen. Zeit für eine neue Zigarette.
„Entschuldige bitte, geht es dir nicht gut?“
Ich zucke zusammen, da taucht die Gestalt eines jungen Mannes auch schon neben mir auf. Sofort erhebe ich mich von der Bank und wische die verräterischen Tränenspuren eilig fort. Angst habe ich nicht. Wovor auch?
„Nein mir geht es gut, es gibt keinen Grund -“
Die Wolkendecke, die zuvor den Mond verhüllt hat, bricht in diesem Augenblick entzwei. Im sanften Schein des Vollmondes kann ich in seine Augen sehen, Augen voll Melancholie und Sehnsucht. Jahrhunderte alter Kummer liegt in ihnen verborgen, unendliche Hilfsbereitschaft … und Einsamkeit.
Tiefe Erschrockenheit zeigt sich in seinem Blick, als auch er in meinen Augen liest – und versteht. Wir sind gleich. Unsere Einsamkeit hat ein Ende.
Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Sieg in Folge!
Deinen neuen Wunschtitel kannst du per PN an Marie schicken und natürlich darfst du jetzt auch einen neuen Gegner herausfordern!
Hier noch einmal die Geschichte, die den Sieg ganz knapp errungen hat:
Engel der Einsamkeit
Noch heute erinnere ich mich mühelos, wie mein Leben aussah - damals, als ich noch ein Mensch und die Welt eine andere war. Ich habe nie vergessen, wie die Bauern unseres kleinen Dorfes unter der brennenden Sommerhitze um ihre Ernte fürchten, während wir Kinder durch den schattigen Wald tobten und die sorgenvollen Gesichter der Erwachsenen nicht mit der eigenen Situation in Verbindung bringen konnten. Ich weiß auch, dass diese kindliche Heiterkeit nicht lange währte. In meiner Zeit wurde man schnell erwachsen. Das Leben der einfachen Leute war hart und voller Mühsal. In der Ständegesellschaft wurden sie von Adel und Klerus unterdrückt und ihr Leben als beinahe wertlos angesehen.
Ich musste wohl etwa sechs gewesen sein, als meine Eltern beschlossen, dass ich nun alt genug wäre, meine sieben Geschwister bei der Feldarbeit zu unterstützen. Ihren Anweisungen folgte ich ohne zu klagen, einerseits die Schläge meines Vaters fürchtend, andererseits auf lobende Worte meiner Mutter hoffend. Im Laufe der Jahre wurden Hunger und Entbehrungen meine treuen Gefährten, doch genauso Zusammenhalt und Zuneigung. Als ich mit fünfzehn verheiratet werden und unser Dorf verlassen sollte, war ich ehrlich betrübt. Zu Hause war ich nie einsam gewesen.
Dann kam die Pest.
Fröstelnd gehe ich durch die enge Gasse, kuschele mich tiefer in meinen dunklen Wollmantel. Es ist mitten in der Nacht und die Sterne strahlen hell am Winterhimmel. Mein Blick bleibt einen Moment am Mond haften – eines der wenigen Dinge, die sich im Laufe der Jahrhunderte nicht verändert haben. Ganz anders als die Menschen, die sich heutzutage als zivilisiert bezeichnen. Doch wenn ich die Möglichkeit hätte, meinen ehemaligen Zeitgenossen von den Schrecken des 21. Jahrhunderts zu erzählen, sie würden mich entsetzt anstarren. Das dunkle Mittelalter? Die heutige Zeit ist nicht weniger dunkel, nicht weniger einsam. Es ist nur die Art des Schreckens, die sich gewandelt hat.
Kopfschüttelnd gehe ich weiter, atme den Rauch meiner Zigarette tief ein. Zur Beruhigung. Was macht das schon aus? Schließlich bin ich kein Mensch mehr, habe kein Leben zu verlieren. Und die Erinnerungen nagen immer wieder von Neuem an mir.
Meine Einsamkeit begann mit einem einzelnen Krankheitsfall, der von unserer Dorfheilerin jedoch überlegen abgetan wurde. „Macht euch keine Sorgen, Martin ist nicht mehr der Jüngste. Dieses Gebrechen ist für sein Alter nicht ungewöhnlich.“ Wir glaubten ihr.
Schon bald sollte sich zeigen, dass Mea im Unrecht war. Verdächtig schnell verbreitete sich die Krankheit in unserem Dorf. Es starb ein Bewohner nach dem anderen. Die Pest hatte meine Heimat in ihren Klauen; auf Hilfe von außerhalb oder von Seiten unseres Fürsten konnten wir nicht zählen. Ich verlor meine komplette Familie an den Schwarzen Tod …
Und damit begann das Ende meines Menschenlebens und der Beginn meiner neuen Existenz.
„Hey Mädchen, was machst du da? Musst du um diese Zeit nicht längst zu Hause sein? Und rauchen tust du auch noch!!“
Der ältere, bärtige Mann vor mir sieht mich im Schein der Straßenlaterne missbilligend an. Was er wohl in meinem Gesicht lesen kann, da ich doch gerade aus düsteren Gedanken gerissen wurde? Ich vergesse viel zu oft, dass ich für die Außenwelt eine normale Fünfzehnjährige bin.
„Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie nicht aufregen … Meine Eltern haben mir erlaubt, um diese Zeit unterwegs zu sein. Ich gehe gleich nach Hause. Und ich werde bald mit dem Rauchen aufhören.“
Mein Gegenüber betrachtet mich noch einen Moment lang abschätzig, dann zeigt sich so etwas wie Befriedigung und sogar Sympathie in seinen Zügen. „Geht doch, Mädel. Diese Jugend von heute ...“ Vor sich hinmurmelnd verschwindet er wieder in der Dunkelheit.
Ich schaue ihm einen Moment lang hinterher, dann setze auch ich meinen Weg fort. Welchen Sinn hätte es gehabt, den Mann aufzuregen? Ich habe schon zu viel von der Welt gesehen, zu lange gelebt, um andere absichtlich oder aus Unaufmerksamkeit zu verletzten. Nein, es ist meine Aufgabe, den Menschen zu helfen, die Einsamen zu unterstützen. Während ich so durch die leblosen Straßen schleiche, lodert der Schmerz über den Verlust meiner Familie wie Feuer in mir auf.
Als Einzige aus meinem Dorf hatte ich überlegt und mich blind vor Tränen in den nahe liegenden Wald geflüchtet. Ich lebte, doch meine Familie war tot, meine Freunde und Bekannten, Verwandten ebenso. Wo blieb da die Gerechtigkeit? Wo blieb die Hilfe von Seiten der Kirche und der Herrschenden, als mir vor Kummer schier das Herz brach? Mehrere Tage verkroch ich mich auf einer Lichtung im Wald, hoffte, dass auch ich mich angesteckt hatte und der Tod mich holen würde. Vergeblich. Ich blieb gesund, während meine Seele weinte und mein Herz vor Einsamkeit schrie.
Seufzend setze ich einen Schritt vor den anderen. Damals hatte ich jede Chance gehabt, mein Leben fortzuführen, trotz allem ein wenig Glück zu finden. Ich hätte zu meinem zukünftigen Mann reisen und bei ihm bleiben können. Meine Familie hätte es ganz sicher so gewollt. Aber stattdessen hatte ich mich freiwillig der Einsamkeit ergeben. Tagelang war ich im Wald geblieben, hatte vor Kummer weder gegessen noch getrunken. Und war gestorben.
Wieder wandert mein Blick zu den Sternen, so als könnten sie mir Erlösung schenken. Ich gebe nach und lasse mich auf eine Parkbank fallen, wo ich den Himmel ungestört beobachten – und grübeln – kann. In jenem Moment, als ich meine Augen aufschlug und wusste, dass ich eigentlich tot hätte sein sollen, war es auch Nacht gewesen. Eine sternenklare Nacht, in der ich erschrocken festgestellt hatte, dass ich dennoch lebte. Mein Herz schlug nicht mehr und doch … war ich irgendwie da. Quasi unsterblich. War dies meine Strafe dafür, dass ich das kostbare Geschenk des Lebens für die Einsamkeit weggeworfen hatte? Wenn ja, so hatte ich es verdient. Die Jahre vergingen und wurden zu Jahrhunderten, während mein Körper keine Spur alterte. Rastlos zog ich um die Welt, immer nur mit dem einen Wunsch, dem einen Bedürfnis: Menschen zu helfen, die sich wie einst ich einsam fühlten und in ihrem Leben keinen Sinn mehr sahen. Mit einem Lächeln im Gesicht bemühte ich mich, einen Weg in ihr Herz zu finden. Und blieb dabei doch doch allein.
Vom Kummer und der Einsamkeit übermannt verberge ich mein Gesicht in den Händen. Heute erlaube ich den Tränen zu fließen. Nur dieses eine Mal. Einigermaßen gefasst lasse ich schließlich meine Hände wieder sinken und spüre den kühlen Wind auf meinen tränennassen Wangen. Zeit für eine neue Zigarette.
„Entschuldige bitte, geht es dir nicht gut?“
Ich zucke zusammen, da taucht die Gestalt eines jungen Mannes auch schon neben mir auf. Sofort erhebe ich mich von der Bank und wische die verräterischen Tränenspuren eilig fort. Angst habe ich nicht. Wovor auch?
„Nein mir geht es gut, es gibt keinen Grund -“
Die Wolkendecke, die zuvor den Mond verhüllt hat, bricht in diesem Augenblick entzwei. Im sanften Schein des Vollmondes kann ich in seine Augen sehen, Augen voll Melancholie und Sehnsucht. Jahrhunderte alter Kummer liegt in ihnen verborgen, unendliche Hilfsbereitschaft … und Einsamkeit.
Tiefe Erschrockenheit zeigt sich in seinem Blick, als auch er in meinen Augen liest – und versteht. Wir sind gleich. Unsere Einsamkeit hat ein Ende.