Für meine Terapeutin und mein Gutachten musste ich eine kurze Zusammenfassung meines Lebens schreiben. Naja so kurz ists nicht geblieben
wollte es trotzdem hier online stellen, um einfach mal ein paar Reaktionen zu sammeln, bevor ichs weiter reiche... (ich liede diese Smilies^^)
wollte es trotzdem hier online stellen, um einfach mal ein paar Reaktionen zu sammeln, bevor ichs weiter reiche... (ich liede diese Smilies^^)
Am 17.08.1985 wurde ich auf die Welt geholt. Die Ärzte entschieden, ich wurde nicht gefragt. In der DDR war es nicht üblich genauer nach zu sehen. Die Wehen wurden eingeleitet, künstlich und da war ich. In einer kalten, grellen Welt in der ich atmen musste, es aber noch gar nicht konnte. Ich war noch viel zu jung für die Geburt, die Lunge nicht ausgebildet und als sie ihr “Versehen” bemerkten, war es schon fast zu spät. Ich kam in ein anderes Krankenhaus, weit weg von meiner Mutter. Viele Wochen blieb ich dort, sah Mutter und Vater nur ab uns zu durch eine Glasscheibe, für ein paar Sekunden, dann musste sie wieder gehen. Damals war es nicht üblich, das die Eltern zu ihren Frühchen durften.
Von dem ganzen Mist behielt ich Asthma zurück, als mich meine Eltern abholen durften.
Ich zog ein in eine Zwei-Raumwohnung und kämpfte dort bis zu meinem dritten Lebensjahr um die Funktion meiner Lungen. Teure Medikamente aus der Schweiz bekämpften das Asthma schließlich und ich wurde ein scheinbar ganz normales Kind. Ich fuhr mit meinen Eltern an die Ostsee, mein Vater buddelte Löcher für mich, bis wir auf Grundwasser stießen, ich fütterte Schwäne, war wirklich glücklich.
Ein kleiner Junge, der immer wieder von anderen Menschen etwas zu Essen im Restaurant bekam, weil er den Fisch nicht wollte und so süß aussah:
Dann kam der Kindergarten. Nicht weiter tragisch. Ich fand schnell Freunde, in der Sauna allerdings auch den Unterschied zwischen Mann und Frau heraus und damit ging der ganze Scheiß los. Ein Junge vor mir trug etwas zwischen den Beinen. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Wofür das gut war konnte ich mir wohl auch nicht vorstellen, als ich es hin und her schubste und dabei “Bim Baum” rief. Mit so etwas war ich nicht auf die Welt gekommen, logisch war ja auch als Mädchen geboren worden.
Die Zeit verging, ich kümmerte mich nicht weiter darum. Spielte wie die anderen Jungen im Matsch. Spazierte mit meinen Eltern durch den Wald und suchte Pilze und durfte tolle rote Latzhosen tragen. Bis zum Schulanfang ging das gut, dann kam die Zeit der Röcke und Kleider. Toll, die Kratzen, störten beim Spielen und durften ja nicht dreckig werden. Welch unnütze Erfindung und dann noch diese lieb gemeinte Aussage meiner Eltern, als der erste Schultag vor der Tür stand.:
“Du wirst, ganz bestimmt schnell Freunde finden.”
Ja von wegen. Die Schule selbst war kein Problem. Auch mit jedem Lehrer kam ich gut aus. Ich lernte gern, wollte unbedingt schreiben und lesen können. Das war allerdings auch das Einzige wozu ich in die Schule ging. Das ich mich nicht wohl fühlte bekamen die anderen Kinder schnell mit und wer unsicher ist, wird zum Opfer. Ich wurde geschlagen, getreten, beschimpft und wusste noch nicht einmal warum. Nur mit den anderen Außenseitern freundete ich mich an, aber die waren schnell weg, wenn man mich schlug.
Ich hingegen konnte nie zusehen, wenn jemand geschlagen wurde und so stellte ich mich vor meine zukünftige beste Freundin, als sie angegriffen wurde. Wir freundeten uns an, trafen uns später in der Mittelschule wieder.
Mit der neuen Klasse hörten die Schläge in der Mittelschule auf, dafür bildeten sich Gruppen. Die Jungen blieben unter sich, eben so wie die Mädchen. Das wurde besonders deutlich beim Sportunterricht. Getrennte Stunden und lästige Umkleidekabinen. Und wohin gehörte ich nun. Ganz klar für alle, zu den Mädchen. Immerhin taten die weiblichen Hormone ihr bestes, meinen Körper zu verändern. Ich bekam einen Busen, die erste Regelblutung und wusste mit beiden nichts an zu fangen. Während sich alle Mädchen besonders über die Oberweite freuten, störte mich das ständige auf und ab der Hautkugeln beim Laufen, beim Sport. Was raten Mütter da, zieh einen BH an. Blöd nur das selbst ein Sportbh nicht wirklich hilft und lästig ist. Im Sommer schwitzt man sich kaputt reiben tun sie auch. Schlimmer als das, waren allerdings die Mädchenumkleidekabinen. Nun wurde ich dumm angeschaut, nur weil ich mir nicht die Beine enthaarte oder Schminke auflegte. Ich hatte ja noch nicht mal darüber nach gedacht das zu tun. Wozu sollte das auch gut sein? Selbes Problem der Tanga. Ein Strick im Po, nicht nur unangenehm auch völlig unpraktisch. Da kann man auch gleich Nackt herum laufen. Erschwerend kam hinzu. Ich hatte noch keinen Freund. Wollt ich auch gar nicht. Aber keinen Freund zu haben, ist als Mädel das selbe wie, als Junge absichtlich den Sportbeutel zu vergessen. Man ist schlicht und ergreifend das Weichei der Mädchengruppe.
Nach über einem Jahr Hänselei, kam ich dann wohl nicht umhin dies und das aus zu probieren. BH, Beinrasur, Tanga. Alles kotzte mich an. War nur dazu da, das man mich zu frieden ließ. Ein Freund stellte sich auch nicht ein, dafür wurde ich dick. Ich blieb zu Hause, obwohl mich eigentlich nichts in der Wohnung hielt. Ich begann Videospiele zu spielen und mit meinen wenigen Freunden Rollenspiele. Kleine Stofftiere wurden zu Figuren mit Namen und einer Geschichte. Alles was ich im Alltag nicht durfte, oder nicht konnte, verpackte ich in diesen Figuren. Es waren stets Jungen. Ein Schneeleopart mit dem Namen Schnee (Wie einfallsreich^^) Ein Junge der immer seine Freundin retten musste, mit dem Namen Fireball und ganz oft Löwenjungen die sich durch die Sawane kämpfen mussten. (Ich hatte damals eindeutig zu oft der König der Löwen gesehen) Begleitet wurde all das von schrecklichen Träumen. Ich war ein Junge der im Heim lebte, später ein Straßenkämpfer in New York, der eine Gang führte. Irgendwann begann ich all das auf zu schreiben. Mir meine Welt in einem Roman zurecht zu träumen.
Was um mich herum stattfand begriff ich sowieso nicht. Warum mussten Frauen auch so fies untereinander sein? Freundinnen, die sich doch eigentlich immer mochten, schmiedeten Komplotte gegeneinander. Ein Junge wurde wie eine Trophäe umkämpft. Ausnahmslos alles war erlaubt. Betrügen, Lügen. Ich sah dem allen nur Kopfschüttelnd zu. Warum konnten sie sich nichts ins Gesicht sagen, das sie einander nicht ausstehen konnten? Die Welt der Frauen ist mir bis heute noch oft ein Rätsel. Sie könnten es so viel einfacher haben, wollen sie aber gar nicht.
Zu all dem kam die monatliche Regelblutung. Kein Mann kann sich dieses Grauen vorstellen. Während man von Schmerzen, gleich einer tracht Prügel im Unterleib, gepeinigt wird, stinkt man noch wie ein Fisch der zu lange in der Sonne gelegen hat. Dank dem Blutverlust ist man kaputt und ausgelaugt. Dazu kommt, vergisst man den Mist mal, versaut man sich die Klamotten und will man kein Tampon benutzen, sitzt und steht man die ganze Zeit in dem Scheiß. Kein Wunder das die Frauen in der Zeit so gereizt sind. Noch dazu hat man mehr Lust und mag sich zeitgleich weder selber anfassen, noch jemand anderen an sich heran lassen, weil man sich einfach nur schmutzig fühlt. Da soll “mann” mal keine Depressionen bekommen.
Mit Roman und Rollenspiel überstand ich die Zeit irgendwie, kümmerte mich aber im Gegenzug auch nicht um meinen Körper. Wenn interessierte wie lang und hässlich die Haare waren, oder wie viel ich wiegte. Ich erkannte mich sowieso nicht im Spiegel und miet ihn daher. Bis ich irgendwann meinen Appetit verlor., schlagartig wieder schlank wurde. Ich aß einfach nichts mehr in der Schule. Seltsam nur, die Hänselleinen hörten nicht auf. Wo ich zuvor noch dachte ich wäre einfach zu Dick gewesen, wurde ich nun eines besseren belehrt. Es musste also irgend etwas anderes nicht stimmen?
Ich verstand es aber lange nicht. Dachte einfach, gut dann bin ich wohl nicht hübsch genug und scherte mich nicht mehr um die anderen und ihr Gerede. Sie fingen an mit Zigaretten und Alkohol ich lernte über andere Kulturen, sprach mit meinem Vater über die Wunder der Natur und sah viele Naturdokumentationen. Ich wollte alles wissen, wie ein neugieriges Kind, stürzte ich mich in alles was mir interessant genug erschien. Die Entwicklung von Kindern, das Denken anderer Völker, Phänomene.
Irgendwann heiratete schließlich meine Cousine. Neben der Hochzeit meiner Eltern, war ich auf keiner gewesen. Aber vielleicht war das ja die Gelegenheit allen zu beweisen das auch ich hübsch sein konnte. Ich lieh mir ein blaues sau teures Kleid aus, ging zum Frisör und ließ mir große Engelslocken machen. Alle waren so Stolz. Mutter, Oma, meine Vater, alle Verwanden. Überall hörte ich och wie hübsch. Und was dachte ich? Ich hasste das Kleid und die Haare. Kam mir vor als wenn ich nackt wäre. In den Schuhe konnte ich nicht laufen und mich elegant zu bewegen lag mir nicht. Am Abend nach der Hochzeit brach ich daheim in Tränen aus. Was war nur los mit mir? Ich hatte allen gefallen nur mir selbst nicht.
Die Schulzeit verging wie im Flug, dann stand das Arbeitsleben vor der Tür. Ich hatte und wollte mich nie damit beschäftigen. Während alle um mich unbedingt erwachsen sein wollten. Wollte ich Kind bleiben. Die hatten es einfacher. Keine Beziehungen, keine Arbeit und die kleinen Kinder waren noch frei von Geschlechterfragen.
Trotzdem, es half alles nichts. Mir blieb am Ende nur die Entscheidung zwischen Rollladen und Sonnenschutzmechatroniker und Blumenbinderin. Ich hasste Blumen und entschied mich für die Rollläden. Ein Glück weiß ich heute.