Titel: Wolfswasser
Autor: Sylvie Wolff
Version: eBook (auch als Print erhältlich)
ASIN: B009JUBCJK
Inhaltsangabe: (via Amazon)
Was würdest du tun, wenn du dich veränderst, wenn ein Teil von dir zu einem Wolf werden will? Würdest du Gestaltwandlung für möglich halten und dich den Wölfen anschließen? Oder flüchten und hoffen, dass du „nur“ verrückt bist? - Und wenn du ausgerechnet diese Fähigkeiten brauchst, um die zu retten, die du liebst?
Sylvie Wolff, Jahrgang 1959, lebte lange in Bonn, bevor sie mit ihrer Familie ins ländliche Baden-Württemberg zog. Dort schreibt sie Romane über Wölfe, Hunde und Menschen – und über Wesen, die diese Grenzen überschreiten. „Wolfswasser“ ist ihr zweiter Fantasy-Roman.
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Bewertung: 4.5 von 5
Lena hört Stimmen. Sie träumt von Wölfen im Unterholz, fühlt sich krank, ausgemergelt und als würde sie ihren Verstand verlieren, so wie vor zehn Jahren auch ihr Vater den Kampf aufgegeben und sich seinen psychischen Problemen nicht länger gestellt und die Familie verlassen hat. Doch sind es wirklich nur Träume, die Lena quälen, oder findet eine viel stärkere Verwandlung mit ihr statt, die über ihr Verständnis und ihren Glauben hinaus geht?
Es ist definitiv das Cover gewesen, das mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht hat. Zusammen mit dem wundervollen (und passenden!) Titel, bin ich mehrmals um das eBook herumgeschlichen und habe es mir schließlich während einer preiswerten Aktion auch zugelegt. Und ich bereue diesen doch recht spontanen Kauf keinesfalls! Es ist immer wieder ein tolles Erlebnis, Independent Autoren zu entdecken, deren Werke die von Verlagsautoren sogar übertreffen, die sich mit literarischen Größen messen und herrlich unterhalten können. Sylvie Wolff ist solch eine Autorin und Wolfswasser ist solch ein Buch.
Obwohl mir der Einstieg nicht auf Anhieb gefallen hat - etwas zu schnell, zu direkt, zu hastig - konnte mich das Buch schon innerhalb der darauffolgenden Kapitel packen und faszinieren. Nicht zuletzt ist die Thematik ansprechend und spannend, sondern auch die Umsetzung passt an allen Ecken. Ich konnte gut mit Lena mitfühlen, obwohl sie mit ihren 16 Jahren auch manchmal sehr naiv an die Dinge herangegangen ist, und ich habe Gefallen an den Geschichten von Goran und den anderen Wölfen gefunden. Lediglich Mark mochte ich anfangs nicht, hauptsächlich aber wegen der doch recht klischeehaften Beschreibung seines Surfer-Boy Aussehens. Sein Charakter ist liebevoll und passend, am Ende habe ich ihn auch lieb gewinnen können, am Anfang konnte ich ihn nämlich gar nicht fassen und einschätzen (geschweigedenn mögen).
Die Autorin bringt einem die Wölfe näher, ebenso wie sie die menschlichen Unzulänglichkeiten beleuchtet. Mein einziger Kritikpunkt wäre der Anfang, der einfach zu grob ist und Marks und Lenas Beziehung überfällt den Leser regelrecht. Ich hätte mir einen sanfteren Einstieg gewünscht, durch den man vor allem Lena, die Protagonistin, erst einmal besser hätte kennenlernen können. So empfand ich es als etwas überstürzt, auch wenn es sich schnell wieder gelegt haben mag.
Besonders loben möchte ich die kleinen Stellen der Poesie, welche die Autorin in ihren Stil mit eingeflochten hat. Mir wurde schwindelig, wenn Lena schwindelig war, ich habe verschwommen gesehen, wenn sie gelitten hat und ich habe mit ihr das Märchen "Brüderchen und Schwesterchen" in Gedanken durchlitten. Meiner Meinung nach hat dieses Werk etwas ganz Besonderes: es benötigt keine Folgeteile, um spannend und in sich geschlossen zu sein. Es ist aussagekräftig, unterhaltend und berührt. Und ich werde wahrscheinlich einige Sätze nie mehr aus dem Kopf bekommen, weil sie so wertvoll waren: "Wer aus mir trinkt, wird ein Reh ..."