Die Wahlen zum Deutschen Bundestag am 24. September werfen ihre Schatten voraus und zum ersten Mal redet man auch darüber, dass die sozialen Medien einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Ausgang der Wahlen nehmen könnten. Insbesondere Parteien wie die ungeliebte AfD haben das erkannt und nutzen diese Medien intensiv für die Verbreitung ihres rechten Gedankenguts.
Sicher habt Ihr alle schon von der "Partei" gehört, die als Realsatire vom früheren Chefredakteur der Satirezeitschrift "Titanic" gegründet wurde und die seitdem an allen wichtigen Wahlen im Land teilgenommen hat. Ursprünglich nur als reine Satire-Aktion geplant, um die Umtriebe im Rahmen von Wahlkämpfen ad absurdum zu führen, führt sie inzwischen durchaus ernst zu nehmende Projekte durch, die einigen Menschen nicht unbedingt gefallen werden - so beispielsweise Anhängern der AfD.
Ich muss jedoch gestehen, dass ich meine Schadenfreude in diesem Zusammenhang nicht wirklich im Zaum halten kann. Warum auch?
Auf der Online-Plattform "derwesten.de" der Funke-Mediengruppe, die auch Tageszeitungen wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" herausbringt, erschien am 03.09.207 folgender Beitrag:
„Die Partei“ kapert und verändert 31 geheime AfD-Gruppen
Lars Wienand
am 03.09.2017 um 12:50 Uhr
In bislang geheimen Gruppen der AfD haben nun Administratoren von der Satirepartei „Die PARTEI“ die Kontrolle übernommen.
Die AfD hat den Einfluss auf zahlreiche Facebook-Gruppen ihrer Anhänger verloren.
Mitglieder von „Die Partei“ haben es geschafft, in den Gruppen Administratoren zu werden.
Die Gruppen sind nun öffentlich und haben nun neue Namen, wie „Hummus-Liebe“ oder „I love Antifa“.
Berlin. Kurz vor der Wahl verliert die AfD ihren Einfluss auf viele Facebook-Gruppen, in denen oftmals besonders engagierte Anhänger sich im Geheimen austauschten. Mitgliedern von der „Partei“ ist es gelungen, mit falschen Accounts zu Administratoren aufzusteigen. Am Sonntag haben sie die anderen Administratoren entfernt und die Gruppen auf öffentlich gestellt.
Satiriker Shahak Shapira erklärte in einem, in allen Gruppen verbreiteten Video, zur Aktion: „Mein Team und ich haben die Gruppen vor elf Monaten infiltriert, nun übernehmen wir die Macht“. Unserer Redaktion liegt eine Liste der 31 Gruppen, sie haben Titel wie „Mein Vaterland“, „Der Koran“, „Guido Reil FanCLUB“ oder „Stürzenberger Michael - Gruppe“.
AfD-Facebook-Gruppen mit Zehntausenden Mitgliedern
Zusammen haben sie mehr als 180.000 Mitglieder. Die größten wie AfD 51% – das ist unser Ziel ! ! !“ und „Dr. Frauke Petry-FanCLUB“ bringen es auf mehr als 20.000. Öffentlich sind aber bislang nur Gruppen mit bis zu 5000 Mitgliedern. Aus einer Gruppe „Heimat-Liebe“ wird nun „Hummus-Liebe“, aus „Afd-Freunde“ „Die PARTEI-Freunde“.
Viele Gruppen wurden bislang als Fanclub-Zusammenschlüsse von diversen AfD-Politikern bezeichnet. Doch aus den Anhängern von Björn („Bernd“) Höcke, Beatrix von Storch oder Alexander Gauland werden nun laut Gruppennamen Fans von Serdar Somuncu, Shahak Shapira oder Jerome Boateng, wer bislang der Gruppe „Die Wahrheit über die Antifa“ angehörte, ist nun in der Gruppe „I love Antifa“.
Eine Person, die sich in einer Mail „Störenfrieda“ nennt, schrieb unserer Redaktion, man beobachte die Gruppen seit November 2016. Mit viel Arbeit, Strategie und viel Glück sei man an die Adminrechte gekommen. „Sie wurden uns freiwillig übergeben.“ Die „Partei“-Mitglieder hatten über Monate glaubwürdig als überzeugte Verfechter von AfD-Positionen auftreten müssen, um sich das Vertrauen zu erarbeiten.
Shahak Shapira legt neue Regeln fest.
»Ob das so gut ist, alle Einstellungen zu ändern?« Erste Reaktionen von Mitgliedern einer geheimen AfD-Gruppe, deren Status versehentlich zu früh bereits auf öffentlich geändert wurde.
Shapira sagt in dem Video, eine offenbar im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim lebende Frau habe die Gruppen offenbar in enger Abstimmung mit Funktionären der Partei gegründet. Shapira zufolge ist auch ein Mitarbeiter der rheinland-pfälzischen AfD-Fraktion intensiv mit der Betreuung der Gruppen befasst gewesen. In Chatnachrichten sei auch deutlich geworden, dass der rheinland-pfälzische AfD-Vorsitzende Uwe Jung genau beobachtet habe, was in den Gruppen passiert und es Ärger mit ihm geben könne. Kritische Mitglieder seien rausgeworfen worden.
Bei dem Aufbau der Gruppen seien Bots im Einsatz gewesen, um Inhalte automatisiert zu posten. Hinweise dazu hatte die FAZ bereits aufgegriffen. Shapira im Video: „Von nun werden sie ausschließlich von echten Menschen verarscht!“.
Er legt dann auch direkt los mit neuen Regeln für die Gruppen: „Hetze gegen Muslime ist aber sofort gegen Mekka auszurichten. Kritik am Gender-Irrsinn muss geschlechtsneutral formuliert werden.“ Shapira schließt mit einem Wahlaufruf für die „Partei“ und einer weiteren Breitseite gegen die AfD: „Wer eine Facebook-Gruppe nicht aufrechterhalten kann, wird es mit einem ganzen Land erst recht nicht schaffen.“
Facebook sperrte Anonymous-Seite
Der bekannteste Fall einer feindlichen Übernahme einer Gruppe oder Seite auf Facebook war bisher die Seite „Anonymous.Kollektiv“, die die reichweitenstärkste rechte Hassseite war. Viele Nutzer glaubten, es dort mit den Hackern zu tun zu haben, die für freies Internet, gegen IS und Scientology arbeiten.
So war die Seite auch entstanden – doch dann soll einer der Administratoren die anderen drei rausgeworfen haben. Die Seite und der Ruf der Anonymous-Bewegung unter jungen Leuten wurde nun genutzt, um Hetzartikel zu verbreiten und für einen Waffenshop „Migrantenschreck“ zu werben. Facebook hat die Seite schließlich gesperrt, der Betreiber ist nun auf dem russischen Netzwerk vk aktiv.
Facebook-Aktion
Shahak Shapira findet „Cyberputsch“ gegen AfD nicht lustig
Lars Wienand
03.09.2017 - 18:37 Uhr
Shahak Shapira in dem Video, in dem die Übernahme der Gruppen aufgelöst wurde.

Foto: Screenshot Facebook / Shahak Shapira Facebook
„Die Partei“ hat die Kontrolle von Dutzenden geheimen Gruppen der AfD auf Facebook übernommen. Die Inhalte werden öffentlich.
Berlin „Die Partei“ hat mit Shahak Shapira die Kontrolle über AfD-Facebook-Gruppen gewonnen. Bei den Gründen wird der Satiriker sehr ernst.
Vor dem TV-Duell war es am Sonntag das Gesprächsthema: Mitglieder der Satirepartei „Die Partei“ haben es in geheimen Gruppen der AfD bis zu Administratoren geschafft – und dann die anderen Administratoren rausgeworfen und 31 Gruppen gekapert . Während die Aktion im Netz jenseits der AfD-Kreise viel Belustigung auslöst, wird Satiriker Shahak Shapira im Interview mit unserer Redaktion ernst. In einem Video mit ihm war in allen Gruppen der „Cyberputsch“ gegen die AfD erläutert werden.
Im Netz lachen die Menschen, dass Sie 31 AfD-Gruppen übernommen haben. Voller Erfolg?!
Shahak Shapira: Ich habe das lustig verpackt, aber eigentlich ist das gar keine lustige Sache, wenn man sich die Dimensionen überlegt. Es sind ja nicht irgendwelche Mitglieder, die das einfach so gemacht haben, zumindest der rheinland-pfälzische AfD-Vorsitzende Uwe Junge war ja Chatnachrichten zufolge tief eingebunden.
Und wo ist für Sie das Problem?
Shapira: Was da passiert, ist schmutzig und wir müssen darüber reden. Ich bin ja selbst auch mit einem Fakeprofil den Gruppen zugefügt worden und habe erlebt, wie man dann über Freundschaftsanfragen von mutmaßlichen Bot-Accounts aus der AfD und deren Inhalten in einen Strudel von Hetze und Fakenews reingezogen wird. Die größte Gruppe unter den Mitgliedern sind Männer im Alter von 45 bis 54 Jahre, die vielleicht noch nicht immer so routiniert sind im Internet. Das ist das, was auch in den USA passiert ist. Hier wird ein digitaler Wahlkampf geführt, der nur dazu dient, Menschen zu manipulieren. Und das ist hier nicht mal sonderlich schlau gemacht. Was passiert, wenn das jemand noch verdeckter anstellt?
Ging es auch darum, die AfD vorzuführen? Oder dort Zweifel zu säen, wem man noch trauen kann?
Shapira: Uns ging es eigentlich um die Leute, die in diesen Gruppen sind und sich verarschen lassen. Vielleicht gelingt es uns, bei ein paar von ihnen einen Stein ins Rollen zu bringen. Meinungen und Einstellungen ändern sich nicht, aber vielleicht liefert es Anstöße bei manchen Leuten, sich Gedanken zu machen.
Wie bist Du vorgegangen?
Shapira: Ich wusste seit November davon, aber die Arbeit kam von anderen. Ich bin allerdings seit Samstagmorgen wach, und es schon einiges an Arbeit in der letzten Woche. Wir haben die Bots erst einmal weggemeldet und dann das Vertrauen der AfD-Admins gewonnen. Nachdem uns die Admin-Rechte übertragen wurden, haben wir alles sehr vorsichtig geplant und letzte Nacht die Machtübernahme vollzogen. Dann haben wir heute Mittag unser Territorium markiert.
Ihr habt ja auch Gruppen gekapert, die mehr als 5000 Mitglieder haben und sich nicht auf öffentlich stellen lassen. Was macht ihr damit?
Shapira: Och, da kann jetzt jeder eintreten. Man kann sich über die Partei einladen lassen. Wir fügen da Leute hinzu, bis wir uns da wohlfühlen. Das ist die israelische Strategie: Irgendwo hingehen und sich breitmachen.
Sicher habt Ihr alle schon von der "Partei" gehört, die als Realsatire vom früheren Chefredakteur der Satirezeitschrift "Titanic" gegründet wurde und die seitdem an allen wichtigen Wahlen im Land teilgenommen hat. Ursprünglich nur als reine Satire-Aktion geplant, um die Umtriebe im Rahmen von Wahlkämpfen ad absurdum zu führen, führt sie inzwischen durchaus ernst zu nehmende Projekte durch, die einigen Menschen nicht unbedingt gefallen werden - so beispielsweise Anhängern der AfD.
Ich muss jedoch gestehen, dass ich meine Schadenfreude in diesem Zusammenhang nicht wirklich im Zaum halten kann. Warum auch?
Auf der Online-Plattform "derwesten.de" der Funke-Mediengruppe, die auch Tageszeitungen wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" herausbringt, erschien am 03.09.207 folgender Beitrag:
„Die Partei“ kapert und verändert 31 geheime AfD-Gruppen
Lars Wienand
am 03.09.2017 um 12:50 Uhr
In bislang geheimen Gruppen der AfD haben nun Administratoren von der Satirepartei „Die PARTEI“ die Kontrolle übernommen.
Die AfD hat den Einfluss auf zahlreiche Facebook-Gruppen ihrer Anhänger verloren.
Mitglieder von „Die Partei“ haben es geschafft, in den Gruppen Administratoren zu werden.
Die Gruppen sind nun öffentlich und haben nun neue Namen, wie „Hummus-Liebe“ oder „I love Antifa“.
Berlin. Kurz vor der Wahl verliert die AfD ihren Einfluss auf viele Facebook-Gruppen, in denen oftmals besonders engagierte Anhänger sich im Geheimen austauschten. Mitgliedern von der „Partei“ ist es gelungen, mit falschen Accounts zu Administratoren aufzusteigen. Am Sonntag haben sie die anderen Administratoren entfernt und die Gruppen auf öffentlich gestellt.
Satiriker Shahak Shapira erklärte in einem, in allen Gruppen verbreiteten Video, zur Aktion: „Mein Team und ich haben die Gruppen vor elf Monaten infiltriert, nun übernehmen wir die Macht“. Unserer Redaktion liegt eine Liste der 31 Gruppen, sie haben Titel wie „Mein Vaterland“, „Der Koran“, „Guido Reil FanCLUB“ oder „Stürzenberger Michael - Gruppe“.
AfD-Facebook-Gruppen mit Zehntausenden Mitgliedern
Zusammen haben sie mehr als 180.000 Mitglieder. Die größten wie AfD 51% – das ist unser Ziel ! ! !“ und „Dr. Frauke Petry-FanCLUB“ bringen es auf mehr als 20.000. Öffentlich sind aber bislang nur Gruppen mit bis zu 5000 Mitgliedern. Aus einer Gruppe „Heimat-Liebe“ wird nun „Hummus-Liebe“, aus „Afd-Freunde“ „Die PARTEI-Freunde“.
Viele Gruppen wurden bislang als Fanclub-Zusammenschlüsse von diversen AfD-Politikern bezeichnet. Doch aus den Anhängern von Björn („Bernd“) Höcke, Beatrix von Storch oder Alexander Gauland werden nun laut Gruppennamen Fans von Serdar Somuncu, Shahak Shapira oder Jerome Boateng, wer bislang der Gruppe „Die Wahrheit über die Antifa“ angehörte, ist nun in der Gruppe „I love Antifa“.
Eine Person, die sich in einer Mail „Störenfrieda“ nennt, schrieb unserer Redaktion, man beobachte die Gruppen seit November 2016. Mit viel Arbeit, Strategie und viel Glück sei man an die Adminrechte gekommen. „Sie wurden uns freiwillig übergeben.“ Die „Partei“-Mitglieder hatten über Monate glaubwürdig als überzeugte Verfechter von AfD-Positionen auftreten müssen, um sich das Vertrauen zu erarbeiten.
Shahak Shapira legt neue Regeln fest.
»Ob das so gut ist, alle Einstellungen zu ändern?« Erste Reaktionen von Mitgliedern einer geheimen AfD-Gruppe, deren Status versehentlich zu früh bereits auf öffentlich geändert wurde.
Shapira sagt in dem Video, eine offenbar im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim lebende Frau habe die Gruppen offenbar in enger Abstimmung mit Funktionären der Partei gegründet. Shapira zufolge ist auch ein Mitarbeiter der rheinland-pfälzischen AfD-Fraktion intensiv mit der Betreuung der Gruppen befasst gewesen. In Chatnachrichten sei auch deutlich geworden, dass der rheinland-pfälzische AfD-Vorsitzende Uwe Jung genau beobachtet habe, was in den Gruppen passiert und es Ärger mit ihm geben könne. Kritische Mitglieder seien rausgeworfen worden.
Bei dem Aufbau der Gruppen seien Bots im Einsatz gewesen, um Inhalte automatisiert zu posten. Hinweise dazu hatte die FAZ bereits aufgegriffen. Shapira im Video: „Von nun werden sie ausschließlich von echten Menschen verarscht!“.
Er legt dann auch direkt los mit neuen Regeln für die Gruppen: „Hetze gegen Muslime ist aber sofort gegen Mekka auszurichten. Kritik am Gender-Irrsinn muss geschlechtsneutral formuliert werden.“ Shapira schließt mit einem Wahlaufruf für die „Partei“ und einer weiteren Breitseite gegen die AfD: „Wer eine Facebook-Gruppe nicht aufrechterhalten kann, wird es mit einem ganzen Land erst recht nicht schaffen.“
Facebook sperrte Anonymous-Seite
Der bekannteste Fall einer feindlichen Übernahme einer Gruppe oder Seite auf Facebook war bisher die Seite „Anonymous.Kollektiv“, die die reichweitenstärkste rechte Hassseite war. Viele Nutzer glaubten, es dort mit den Hackern zu tun zu haben, die für freies Internet, gegen IS und Scientology arbeiten.
So war die Seite auch entstanden – doch dann soll einer der Administratoren die anderen drei rausgeworfen haben. Die Seite und der Ruf der Anonymous-Bewegung unter jungen Leuten wurde nun genutzt, um Hetzartikel zu verbreiten und für einen Waffenshop „Migrantenschreck“ zu werben. Facebook hat die Seite schließlich gesperrt, der Betreiber ist nun auf dem russischen Netzwerk vk aktiv.
Facebook-Aktion
Shahak Shapira findet „Cyberputsch“ gegen AfD nicht lustig
Lars Wienand
03.09.2017 - 18:37 Uhr
Shahak Shapira in dem Video, in dem die Übernahme der Gruppen aufgelöst wurde.

Foto: Screenshot Facebook / Shahak Shapira Facebook
„Die Partei“ hat die Kontrolle von Dutzenden geheimen Gruppen der AfD auf Facebook übernommen. Die Inhalte werden öffentlich.
Berlin „Die Partei“ hat mit Shahak Shapira die Kontrolle über AfD-Facebook-Gruppen gewonnen. Bei den Gründen wird der Satiriker sehr ernst.
Vor dem TV-Duell war es am Sonntag das Gesprächsthema: Mitglieder der Satirepartei „Die Partei“ haben es in geheimen Gruppen der AfD bis zu Administratoren geschafft – und dann die anderen Administratoren rausgeworfen und 31 Gruppen gekapert . Während die Aktion im Netz jenseits der AfD-Kreise viel Belustigung auslöst, wird Satiriker Shahak Shapira im Interview mit unserer Redaktion ernst. In einem Video mit ihm war in allen Gruppen der „Cyberputsch“ gegen die AfD erläutert werden.
Im Netz lachen die Menschen, dass Sie 31 AfD-Gruppen übernommen haben. Voller Erfolg?!
Shahak Shapira: Ich habe das lustig verpackt, aber eigentlich ist das gar keine lustige Sache, wenn man sich die Dimensionen überlegt. Es sind ja nicht irgendwelche Mitglieder, die das einfach so gemacht haben, zumindest der rheinland-pfälzische AfD-Vorsitzende Uwe Junge war ja Chatnachrichten zufolge tief eingebunden.
Und wo ist für Sie das Problem?
Shapira: Was da passiert, ist schmutzig und wir müssen darüber reden. Ich bin ja selbst auch mit einem Fakeprofil den Gruppen zugefügt worden und habe erlebt, wie man dann über Freundschaftsanfragen von mutmaßlichen Bot-Accounts aus der AfD und deren Inhalten in einen Strudel von Hetze und Fakenews reingezogen wird. Die größte Gruppe unter den Mitgliedern sind Männer im Alter von 45 bis 54 Jahre, die vielleicht noch nicht immer so routiniert sind im Internet. Das ist das, was auch in den USA passiert ist. Hier wird ein digitaler Wahlkampf geführt, der nur dazu dient, Menschen zu manipulieren. Und das ist hier nicht mal sonderlich schlau gemacht. Was passiert, wenn das jemand noch verdeckter anstellt?
Ging es auch darum, die AfD vorzuführen? Oder dort Zweifel zu säen, wem man noch trauen kann?
Shapira: Uns ging es eigentlich um die Leute, die in diesen Gruppen sind und sich verarschen lassen. Vielleicht gelingt es uns, bei ein paar von ihnen einen Stein ins Rollen zu bringen. Meinungen und Einstellungen ändern sich nicht, aber vielleicht liefert es Anstöße bei manchen Leuten, sich Gedanken zu machen.
Wie bist Du vorgegangen?
Shapira: Ich wusste seit November davon, aber die Arbeit kam von anderen. Ich bin allerdings seit Samstagmorgen wach, und es schon einiges an Arbeit in der letzten Woche. Wir haben die Bots erst einmal weggemeldet und dann das Vertrauen der AfD-Admins gewonnen. Nachdem uns die Admin-Rechte übertragen wurden, haben wir alles sehr vorsichtig geplant und letzte Nacht die Machtübernahme vollzogen. Dann haben wir heute Mittag unser Territorium markiert.
Ihr habt ja auch Gruppen gekapert, die mehr als 5000 Mitglieder haben und sich nicht auf öffentlich stellen lassen. Was macht ihr damit?
Shapira: Och, da kann jetzt jeder eintreten. Man kann sich über die Partei einladen lassen. Wir fügen da Leute hinzu, bis wir uns da wohlfühlen. Das ist die israelische Strategie: Irgendwo hingehen und sich breitmachen.