Allgemeine Infos:
~ Schattenblüte ist der erste Teil einer Reihe, für die momentan noch zwei folgende Bände geplant sind
~ die Fortsetzung trägt den Titel Schattenblüte. Die Wächter und soll nächstes Jahr im März erscheinen
Buchdaten:
~ Verlag: Rowohlt Polaris
~ Preis: 14,95 Euro
~ Seitenzahl: 352
(Die günstigere Taschenbuch-Ausgabe soll nächsten Juni erscheinen.)
Inhaltsangabe:
Seit dem Tod ihres Bruders ist für Luisa nichts mehr, wie es war. Sie beschließt zu sterben. Aber kurz vor dem letzten Schritt hält jemand sie auf: Thursen nennt sich der Junge mit den geheimnisvollen Schattenaugen. Mit einer Gruppe Jugendlicher lebt er im Wald, und er spürt Luisas Schmerz. Die «Verborgenen» können ihre Gestalt ändern: Sie sind Werwölfe. Mit jeder Verwandlung wird Thursen mehr zum Tier - und die Erinnerungen an sein vorheriges Leben verblassen. Bald wird er ganz Wolf sein. Dann hat Luisa auch ihn verloren. Für ihre große Liebe würde sie alles tun. Doch reicht das, um Thursen zu retten?
(Quelle: Amazon.de)
Meine Meinung:
Ich wollte euch Schattenblüte eigentlich schon seit längerem vorstellen, da es sich meiner Meinung nach um ein ganz besonderes Buch handelt. Aber lest selbst :
Sowohl das etwas düstere, geheimnisvolle Cover als auch der wunderschön poetische Titel haben mich vor einem Jahr auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Als ich dann die Inhaltsangabe gelesen habe, wuchs die Neugier noch mehr, da der Klappentext eine melancholische, nachdenklich stimmende und emotionale Geschichte versprach.
"Schattenblüte" hat meine Erwartungen nicht enttäuscht. Ich hatte insgeheim auf einen Roman gehofft, der nicht nur zu unterhalten versteht, sondern mich ebenso durch seine Sprache und Tiefgang zu überzeugen vermag und genau so ein Buch habe ich bekommen.
Der Roman beginnt mit einem Einblick in die Gefühlswelt der Protagonistin Luisa, die vor kurzem ihren kleinen Bruder an den Krebs verloren hat und auf das Bestreben ihrer Eltern hin nach dessem Tod fort aus ihrer alten Heimat nach Berlin ziehen musste. Von Mutter und Vater erhält sie jedoch weder Unterstützung noch Zuwendung oder Aufmerksamkeit, stattdessen versinkt Luisa allein in ihrem Schmerz. Sie fühlt sich isoliert, kann sich eine glückliche Zukunft nicht mehr vorstellen und ringt mit dem Gedanken, ihr Leben zu beenden. Bereits dieser Anfang des Buchs zeigt, dass die Autorin den Mut besitzt, für das Genre eher ungewohnte, ernste Themen aufzugreifen. Auch im späteren Verlauf wird dies deutlich, wenn es um schwerwiegende Themen wie Mobbing, Verlust der Lebensfreude und den Wert von Freundschaft geht. Das hat mir sehr gut gefallen, da ich Bücher liebe, die über Tiefgang verfügen.
Luisas Schmerz und Verzweiflung waren für mich beim Lesen fast greifbar, genauso aber auch ihre sich allmählich entwickelnden Gefühle für Thursen, ihre Wut über ungerechte Verhältnisse, ihr Mut und andere ihrer Gefühle. Aber auch Thursen und die Nebencharaktere wurden für mich lebendig. Zwar gab es Situationen, in denen ich Luisas Verhalten nicht ganz nachvollziehen konnte oder sie auch mal unsympathisch fand, aber insgesamt waren sowohl sie als auch Thursen für mich glaubwürdige und sympathische Hauptcharaktere.
Mit ihrer Idee, warum Menschen zu Wölfen werden und allem, was damit zusammenhängt, hat mich Nora Melling überzeugt, genauso wie mit ihren atmosphärischen Beschreibungen, seien es die des Waldes, der Berliner Innenstadt oder der Wölfe. Richtig schönes Kopfkino!
Weiterere Pluspunkte sind das überraschende, berührende und trotzdem zum Glück nicht kitischige Ende sowie der Schreibstil. Dieser hat durch die Mischung aus poetischen, metapherreichen und eher knappen Sätzen hohen Wiedererkennungswert.
Ein Kritikpunkt ist für mich der Tonfall Luisas, die zugleich die Ich-Erzählerin ist. Ich hatte an manchen Stellen das Gefühl, dass für ein siebzehnjähriges Mädchen der "Ton" nicht stimmig ist. Die Erzählweise las sich zu erwachsen und es gab Stellen, an denen ich die getroffene Wortwahl Luisa nicht abnehmen konnte, da diese mir zu altmodisch erschien.
Ein weiterer Kritikpunkt sind einige Handlungselemente (vor allem gegen Ende), für die ich mir Seiten mehr gewünscht hätte, damit sie der Leser besser nachvollziehen kann und sich die Geschichte noch fließender liest.
Fazit:
"Schattenblüte" ist ein eher ruhiger Urban Fantasy-Roman für Jugendliche, der neben Spannung und einer Liebesgeschichte ernste Themen glaubwürdig behandelt und den Leser stark zum Nachdenken animiert. Ebenso kann der Roman mit seiner ungewöhnlichen Mischung aus poetischen und eher kurzen, bündigen Sätzen sowie seiner Emotionalität und dichter Atmosphäre überzeugen.
Da sich die ersten Kapitel aufgrund von Luisas Situation sehr düster lesen, würde ich Lesern von dem Buch abraten, die eine leichte, heitere Geschichte suchen. Davon abgesehen möchte ich "Schattenblüte" jedoch allen ans Herz legen, die einen tiefgründigen und gefühlsreichen Jugendroman suchen, der in vielen Punkten aus der Masse positiv heraussticht und zeigt, dass es angesichts der vielen Übersetzungen in diesem Genre auch sehr gute deutsprachige Urban Fantasy-Autoren gibt.
Ich gebe dem Buch 4,5 Sterne und freue mich schon auf die Fortsetzung, obwohl das Ende meiner Ansicht noch auch prima als endgültiger Schluss hätte stehen bleiben können.