Wie der Name andeutet, geht es um Geschichte und Verbrechen. Der Historische Krimi vereint Elemente des Historienromans mit denen von Kriminalliteratur. Die Zeit, in der der Historische Krimi angesiedelt ist, ist so variabel wie das Verbrechen, mit dem er sich beschäftigt. Denkbar sind Geschichten aus dem alten Byzanz genau so wie Erzählungen aus dem Spanien der Inquisition, aus mittelalterlichen deutschen Städten, dem Wien des 19. Jahrhunderts bis hin zu Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs. Meiner Einschätzug nach spielen die gängigsten Historischen Krimis in der Zeit zwischen dem 1. und dem 19. Jahrhundert, vor allem das Mittelalter bietet scheinbar viel Stoff für dieses Genre.
Hauptsächlich existiert der Historische Krimi in zwei Varianten:
Variante 1: Der Schauplatz des Verbrechens, die nachfolgenden Geschehnisse, Ermittlungen und Charaktere (Täter, Opfer, Ermittler, Nebencharaktere) befinden sich in der Vergangenheit. Als Beispiel sei hier Frank Schätzings »Tod und Teufel« genannt – in diesem Roman wird der Hauptcharakter Zeuge des Mordes am Erbauer des Kölner Doms und kommt mit Voranschreiten des Romans einer Intrige auf die Spur. Das Setting ist – mit Ausnahme eines Rückblicks – durchgehend Köln im Jahr 1260.
Variante 2: Der Schauplatz des Verbrechens liegt in der Vergangenheit, die nachfolgenden Geschehnisse und Ermittlungen finden aber in der heutigen Zeit statt. Auch die Charaktere des Buches stammen aus der heutigen Zeit. Das Verbrechen kann zum Beispiel ein nie aufgeklärter Mordfall im barocken Rom sein, mit dem sich die Charaktere des Buches heute beschäftigen und mit (relativ) modernen Mitteln aufzuklären versuchen. Variante 1 kommt allerdings bedeutend häufiger vor.
Das zentrale Element, das einen Roman dieses Genres von einem normalen Historienroman abhebt, sind die Spannung und die Aufklärung eines Sachverhalts, die sich durch die gesamte Geschichte ziehen. Wie in einem guten Krimi sind die Verbindungen nicht direkt erkennbar, das Geflecht aus Irrungen und Wirrungen, aus Intrigen und Verbrechen verdichtet sich zunächst scheinbar, wird zum Ende hin aber immer klarer bis es sich am Schluss auflösen lässt.
Ein wichtiger Faktor, der für Historienromane und Historische Krimis gleichermaßen gilt, ist die historische Belegbarkeit. Auch wenn die Geschehnisse fiktiver Natur sind, so muss der Leser in den Glauben versetzt werden, dass sie sich tatsächlich zugetragen haben könnten. Deswegen sind gründliche, tiefgehende Recherche und das Einflechten von belegten historischen Details für dieses Genre unabdingbar.
- Umberto Eco – Der Name der Rose
- Noah Gordon – Der Medicus
- Heike Koschyk – Pergamentum
- Anne Perry – Galgenfrist für einen Mörder
- Oliver Pötzsch – Die Henkerstochter Reihe
- C. J. Sansom – Feuer der Vergeltung
- Frank Schätzing – Tod und Teufel
- Ulrike Schweikert – Die Tochter des Salzsieders
- Wolf Serno – Hexenkammer
- Patrick Süßkind – Das Parfum