Schriftsteller Zamoniens. Er ist Autor mehrerer Zamonien-Romane;
Walter Moers fungiert hierbei nur mehr als Übersetzer aus dem
Zamonischen ins Deutsche.*
Walter Moers wird im Frühling des Jahres 1957 in Deutschland geboren. Nach Schulabschluss, nimmt er Stellen bei diversen Gelegenheitsarbeiten an und beginnt anschließend eine kaufmännische Lehre.
1958 wird sein erstes Buch "Aha" veröffentlicht und Moers startet eine beispielslose literarische Karriere. Er lehrt sich selbst das Zeichnen und ist heute als Autor, Illustrator und Comic-Zeichner tätig.
Walter Moers gilt als öffentlichkeitsscheu; er lässt sich nicht fotographieren und gibt nur wenige Interviews. *[In Ermangelung eines Fotos nimmt nun der werte Lindwurm Mythenmetz den Platz des Autors ein. Vielen Dank an dieser Stelle, dass er sich so bereitwillig zur Verfügung gestellt hat.]
Werk:
ZAMONIEN-ROMANE
▪ Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär Rezension
▪ Ensel und Krete
▪ Rumo & Die Wunder im Dunkeln
▪ Der Schrecksenmeister Rezension
▪ Die Stadt der Träumenden Bücher [1]
▪ Das Labyrinth der Träumenden Bücher [2] Rezension
▪ Das Schloss der Träumenden Bücher [3] geplante Erscheinung 2013!
Zusatzbuch: Zamonien ~ Entdeckungsreise durch einen phantastischen Kontinent - Anja Dollinger & Walter Moers
KINDERBÜCHER
▪ Die Schimauski-Methode
▪ Käpt'n Blaubärs Seemannsgarn [in 3 Bände]
ILLUSTRIERTE PROSA
▪ Wilde Reise durch die Nacht Rezension
▪ Der Fönig
ILLUSTRIERTE COMICS
▪ Die Klerikalen
▪ Wenn er gut drauf ist, erlässt er alle Sünden
▪ Aha!
▪ Hey!
▪ Schweinewelt
▪ Herzlichen Glückwunsch
▪ Von ganzem Herzen
▪ "Huhu!"
▪ Kleines Arschloch
▪ Das kleine Arschloch kehrt zurück
▪ Schöne Geschichten
▪ Schöner leben mit dem kleinen Arschloch
▪ Es ist ein Arschloch, Maria!
▪ Der alte Sack, ein kleines Arschloch und andere Höhepunkte des Kapitalismus
▪ Arschloch in Öl
▪ Du bist ein Arschloch, mein Sohn
▪ Sex und Gewalt
▪ Wenn der Pinguin zweimal klopft...
▪ Adolf
▪ Feuchte Träume
▪ Adolf [Teil 2]
▪ Schwulxx-Comix
▪ Schamlos!
▪ Adolf, Der Bonker
ILLUSTRIERTE LYRIK
▪ Das Tier
DREHBÜCHER
▪ Kleines Arschloch – Der Film
▪ Käpt’n Blaubär – Der Film
▪ Das kleine Arschloch und der alte Sack – Sterben ist Scheiße
▪ Drachengespräche - Ein Gespräch mit Hildegunst von Mythenmetz, dem dichtenden Lindwurm von Walter Moers
Interview mit der Zeitung Falter per E-Mail:
◄ Neben all Ihren Büchern läuft auch noch Ihr "Käpt'n Blaubär" in der "Sendung mit der Maus". Müssen Sie den auch noch betreuen?
Nein, beim Blaubär habe ich schon lange nichts mehr zu melden, da geht der WDR seine eigenen (seufz!) unerfindlichen Wege. Neuerdings tritt der Blaubär mit zwei "Komikern" auf, deren Niveau ungefähr auf der Höhe von Schlammcatchen liegt.
◄ Folgen Sie bei Ihrer Arbeit einer strengen Routine?
Ja, obwohl ich nur gewisse Phasen des Schreibens - wie die letzte Reinschrift oder das Lektorat - wirklich als Arbeit begreifen kann. Alles andere ist eher spielen als arbeiten. Am besten klappt es immer direkt nach dem Frühstück. Da läuft es wie von selbst.
◄ Und wie lange haben Sie an "Rumo" geschrieben?
Der lag fünf Jahre auf meinem Schreibtisch, aber in dieser Zeit habe ich auch zwei andere Romane und Comics veröffentlicht.
◄ Ich habe einmal gelesen, dass sie zwischen Deutschland und den USA pendeln. Ist das noch immer so? Und hat das irgendetwas mit einer Einteilung in "Arbeit" und "Ferien" zu tun?
Wir haben unseren festen Wohnsitz in Hamburg, in Amerika fahren wir mit dem Mietwagen rum und leben in Hotels. Geschrieben wird überall, wo ich mein Notebook aufstellen kann. Ich bezeichne unsere Reisen gerne als "Recherche", um vor meinem schlechten Gewissen die vielen Ferien zu legitimieren.
◄ Sie haben sehr bald entschieden, nicht zur öffentlichen Person zu werden.
Ich mag einfach keinen Rummel und es ist mir unangenehm, wenn sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf mich richtet. Ich habe früh bemerkt, dass das irgendwann mal mein Schicksal werden wird, wenn ich die Veröffentlichung von Fotos nicht radikal unterbinde. Ich bin davon überzeugt, dass mich manch ein Prominenter um meine Nichtprominenz beneidet. Wenn man einen Prominenten fragt, was denn das Schönste an seiner Prominenz wäre, kommt immer wieder dieser Mythos vom "besten Platz im Restaurant". Als ob es den gäbe!
◄ Sie sind ziemlich flott vom Comiczeichner zum Großepiker gewechselt? War das eine geplante Neuorientierung? Oder ist Ihnen das passiert?
Halb und halb. Mir ist der Rückgang des allgemeinen Interesses an Erwachsenencomics aufgefallen, das hat mich beunruhigt. Außerdem fing das Comiczeichnen an, mich zu langweilen.
◄ Ist Ihnen das Kleine Arschloch schon auf die Nerven gegangen?
Damit habe ich schon vor etlichen Jahren aufgehört. Man hat nicht verstanden, warum ich der eigenen Geldkatze den Hals umdrehen will, aber ich gehöre nicht zu den Zeichnern, die bis an ihr Lebensende ein und dieselbe Figur zeichnen. Das ist nicht abwertend gemeint, einige meiner größten Idole haben das getan.
◄ Und welche wären das?
Carl Barks mit seinen Enten zum Beispiel.
◄ Im Wechsel der Medien ist auch Ihr Zeichenstil aufwendiger geworden - ein Triumph der Feinstschraffur.
Schön, dass Sie das bemerken, es ist das erste Mal, dass jemand danach fragt. Dabei habe ich mir diesmal so eine Mühe mit den Zeichnungen gegeben. Ich wollte, dass sich das Ausmaß der Detailarbeit im Text in den Illustrationen spiegelt. Ich habe feinere Tuschestifte als zuvor benutzt und teilweise mit Lupen gearbeitet. Erst auf der Hälfte der Strecke habe ich gemerkt, auf was für einen Wahnsinn ich mich da eingelassen hatte, aber da wars schon zu spät. Ich habe bestimmt ein halbes Jahr an den verdammten Illustrationen gesessen.
◄ Können Sie ein bisschen darüber erzählen, wie der Kontinent Zamonien in Ihrem Kopf entstanden ist?
Haben Sie seeehr viel Zeit? Nein, ich versuche es mal zusammenzufassen. Bei der Arbeit am ersten Roman kam mir die fixe Idee für eine Buchreihe, bei der eigentlich nicht die Protagonisten, sondern der Ort, an dem die Handlung spielt, der eigentliche Held sein soll. Auf dieser Folie sollen unterschiedliche Genres und Literaturformen ausprobiert werden: Der erste war ein barocker fantastischer Roman, der zweite eine Märchenparodie, "Rumo" ist ein Abenteuerroman, das nächste Buch wird die Horror- und Schauerliteratur zur Grundlage haben, das übernächste die Science-Fiction, wenn ich so weit komme.
◄ Rumo ist ja ein etwas anachronistischer Held: so etwas wie eine introvertierte Kampfmaschine, die Schachspielen hasst. Was hat Sie an ihm gereizt?
Da ich einen Abenteuerroman schreiben wollte, dachte ich, so eine kleine Lokomotive, die nicht allzu viel reflektiert, ist das beste, um die Handlung voranzutreiben. Außerdem waren meine bisherigen Helden immer körperliche Waschlappen, nur mit dem Maul sportlich. Ich dachte: Versuchs doch mal andersrum.
◄ Abgesehen von den Protagonisten? Wer sind Ihre zamonischen Favoriten?
Mein persönlicher Liebling ist Hildegunst von Mythenmetz, der überspannte Schriftsteller, der wird langsam zum Alter Ego, da muss ich aufpassen.
◄ Welchen Geschöpfen fühlen Sie sich am nächsten?
Den Bewohnern der Lindwurmfeste - den bekloppten Schriftstellern in ihrem Elfenbeinturm.
◄ Apropos Schriftsteller. Welche Bücher haben Sie inspiriert?
Eher die Klassiker: Poe, Stevenson, Shelley, Stoker, Jules Verne, E.T.A. Hoffmann, T. H. White. Von den moderneren William Goldman oder Marc Helprin.
◄ Eigentlich wollen wir ja immer etwas anderes sein. Haben Sie so etwas wie einen heimlichen Traumberuf? Schreiner? Koch? Fechtlehrer?
Nö, Schriftsteller ist schon okay.
◄ Betreiben Sie irgendeinen Sport?
Ein bisschen Fitness.
◄ Also wie wir alle: diese Art von gesundheitsorientiertem Fitnessstudiobesuch. Geht Zeichnen eigentlich auf den Rücken?
Ich habe meine Foltermaschinen im Haus. Zeichnen geht eigentlich nur im Gehen nicht.
◄ Dem bereits erwähnten Lebenslauf war zu entnehmen, dass Sie keinen Alkohol trinken. Stimmt das?
Natürlich nicht.
◄ Ich bin erleichtert, das zu hören! Bier oder Wein?
Alles.
◄ Und wie ist es mit Gras?
Was ist das hier? Ein Verhör?
◄ Nein, bloß ein bisschen Lifestyle-Geplauder. Aber Sie dürfen natürlich verweigern.
Ich befürworte grundsätzlich alle Drogen.
◄ Ist das Zeichnen und Schreiben eine Droge für Sie?
Sagen wir: ein Drogener-satz.
Interview mit Walter Moers aus dem Jahre 2003:
► Herr Moers, seit Jahren führen Sie eine Geheimexistenz zwischen Hamburg und Amerika. Lassen sich nicht fotografieren, treten nicht öffentlich auf. Dieses Interview führen wir auch nur per E-Mail. Warum das Ganze? Ist es bloß ein Marketing-Trick? Oder müssen wir uns Walter Moers als ein pickliges, blasses Mönchengladbach-Gesicht vorstellen?
Gerne letzteres. Ich habe ziemlich früh bemerkt, dass es mir nicht behagt, von wildfremden Menschen auf der Straße erkannt zu werden. Von da an habe ich mich konsequent geweigert, mich für Veröffentlichungszwecke fotografieren zu lassen. Das ist alles. Und jetzt bin ich Dr. Mabuse.
►Wie luxuriös dürfen wir uns das Leben des Comic- und Literaturmillionärs vorstellen? Wie viele Villen besitzen Sie? Wie viele Ferraris?
Ich hab' nicht mal einen Führerschein.
►Ihr neuer Roman "Rumo", die erstaunlichen Abenteuer eines kampfbereiten Wolpertingers im Königreich Zamonien, hat starke Splatter-Qualitäten und ist, so scheint es, für Kinder gänzlich ungeeignet. Wollten Sie sich so weit wie möglich vom niedlichen Blaubären, mit dem Sie vor Jahren bekanntgeworden sind, entfernen?
Ich finde das Buch für Kinder sehr geeignet. Wenn Erwachsene sagen, dass sich bestimmte künstlerische Produkte nicht für Kinder eignen, dann fürchten sie meistens nur um die eigene Nachtruhe. "Rumo" hat nicht mehr Splatter-Qualitäten als jedes durchschnittliche Märchen der Brüder Grimm. Allerdings sind die Actionszenen bei mir besser geschrieben.
► Den Wolpertingern scheint ein Wille zum Kampf angeboren zu sein. Den Menschen auch? Kommt im Kampf eine Art Wahrheit ans Licht?
Nein, Kampf kann nur in der Kunst zu etwas Interessantem verklärt werden. Ich finde nicht mal sportliche Auseinandersetzungen interessant.
►Ist Walter Moers ein Kämpfer?
Nein. Aber ich kann ein sturer Sack sein.
► Es klingt in manchen Ihrer Bücher an, dass Sie keine sehr hohe Meinung vom Literaturbetrieb haben, und auch ein sogenannter Literaturpapst Laptandidel Latuda kommt in einem Ihrer Bücher nicht sehr gut weg. Woher das Misstrauen?
Vom deutschen Literaturbetrieb habe ich schon wenig gehalten, als ich reiner Konsument war, von einer Kritikerkultur, wie wir sie haben, noch weniger. Nur bei uns ist es möglich, dass gewisse Kritiker über eine höhere Popularität verfügen als die meisten Schriftsteller. Ich finde das ungesund.
► In "Rumo" sind die Leser und Verlagsleute hinterhältige Huldlinge, die die Schriftsteller mit ihren Rezensionen, ihrer Liebe und ihren Schwertern zu ermorden drohen. Gibt es da eine Verbindung zur Welt der Wirklichkeit?
Nö. Ich fühle mich von Publikum und Kritik eigentlich ziemlich verwöhnt. Das liegt vielleicht daran, dass meine Frau die Post für mich vorsortiert und nur Hymnen durchlässt.
► Sie sollen einmal gesagt haben, das Schlusslied der Fernsehserie "Rosaroter Panther" sei das traurigste, was in deutscher Sprache je geschrieben wurde.
Und das war nicht mal ironisch gemeint. In meiner Kindheit gehörte die Zeichentrickserie um den "Rosaroten Panther" zu den kulturellen Zentralereignissen. Und am Schluss wurde da immer gesungen: "Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?" Das bedeutete immer, dass man nun eine Woche auf die nächste Folge warten musste - das war bitter. Mit zunehmendem Alter bekommt dieser Vers einen immer bedrohlicheren Charakter.
► Wovor haben Sie Angst?
Ich bin ein begnadeter Hypochonder. Ich habe sogar Angst vor Krankheiten, die es noch gar nicht gibt. Gerade war ich in einem Computerladen, da fing jemand an zu husten. Und ich dachte: "Oh Gott - SARS! Jetzt hat es auch mich erwischt."
► Was haben Sie gegen die Wirklichkeit, gegen die Gegenwart, dass Sie sich immer so weit davondichten müssen?
Wo beginnen? In der Wirklichkeit gibt es zum Beispiel keine Haifischmaden mit vierzehn Händen, die über fünfhundert Jahre alt werden können. Also muss ich welche erfinden. Einer muss es ja tun.
Quellenangabe: Zamonien Website & wikipedia & Über den Autor & Interview I & Interview II & Zitate
Einen Besuch wert: Interview (Moers trifft Mythenmetz), Facebook & selbstverständlich die offizielle zamonische Website
Zuletzt von Amira am Di 12 März 2013, 11:54 bearbeitet; insgesamt 35-mal bearbeitet